Wien – Es soll eine „grüne Oase“ werden, schwärmt Wilhelm Marhold, Chef des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV), wenn er an das Krankenhaus Wien-Nord denkt, das 2011/2012 in Floridsdorf in Betrieb gehen soll. Die Bereitstellung eines fünf bis sieben Hektar großen Grundstücks in Grünlage sei eines der Kriterien für die EU-weite Ausschreibung des Großprojektes gewesen, genauso wie eine gute Verkehrsanbindung und ein Finanzierungskonzept.

Die Einreichfrist sei abgelaufen, berichtete Marhold am Mittwochabend. Da es keine Einsprüche gegen das Verfahren gab, könne der Zeitplan „mit großer Wahrscheinlichkeit“ eingehalten werden. Ende März soll der Zuschlag an den Bestbieter erteilt werden, der dann den Auftrag bekommt, einen Architektenwettbewerb durchzuführen.

Drei Standorte werden geschlossen

Wie viel das Spital, das der KAV nach der Errichtung selbst betreiben will, kosten wird, ließ Marhold offen – kolportiert wurden 250 bis 300 Millionen Euro. Der 850-Betten-Neubau im Nordosten wird weit reichende Strukturveränderungen in Wiens Spitalslandschaft mit sich bringen: Drei Standorte werden geschlossen und zahlreiche Abteilungen verlegt. Insgesamt sollen damit 300 der derzeit rund 9000 Akutbetten des KAV eingespart und Synergieeffekte genutzt werden.

Wie schon länger bekannt, werden das Krankenhaus Floridsdorf, die Semmelweis-Frauenklinik und das orthopädische Krankenhaus Gersthof in den neuen Standort übersiedeln. Darüber hinaus werden einzelne Abteilungen abgesiedelt oder zusammengelegt. Am meisten betroffen seien das Krankenhaus Hitzing (vormals Krankenhaus Lainz) und das Otto-Wagner-Spital, erläuterte Spitäler-Direktorin Susanne Herbek. So wird sich das Krankenhaus Hitzing künftig den „typischen Erkrankungen von älteren Menschen“ – Schlaganfall, Diabetes, Dialyse und Rheumatologie – widmen. Die Kardiologie und die Herzchirurgie wandern dafür nach Floridsdorf, ebenso wie eine Lungen- und eine Psychiatrie-Abteilung aus dem Otto-Wagner-Spital. Dieses wird, wie berichtet, zur Hälfte verkauft, soll aber ein Schwerpunktkrankenhaus mit Orthopädie, Psychiatrie und Pulmologie bleiben. Aus dem Wilhelminenspital übersiedelt ein Teil der Kinder- und Jugendheilkunde, vom Rosenhügel eine Neurologie-Abteilung.

Neues Rezeptservice

Bereits Anfang 2007 soll es in allen Wiener Gemeindespitälern möglich sein, vollwertige Rezepte und chefärztliche Bewilligungen auf elektronischem Weg und ohne Gang zum Krankenkassen-Chefarzt zu bekommen. Ein entsprechender Pilotversuch läuft bereits im Donauspital. Das neue Service dient allerdings nur der Soforthilfe und der Erstversorgung, betonte Marhold. Für Rezeptverlängerungen und Weiterverschreibungen sind nach wie vor die niedergelassenen Ärzte zuständig. (Karin Krichmayr, DER STANDARD Printausgabe, 15.07.2006)