Wien - Das Anti-Stalking-Gesetz, das seit Anfang Juli in Kraft ist, hat nach Angaben der Wiener Polizei bereits jetzt zu vielen Anzeigen geführt. "Es gibt täglich mehrere Fälle, die nach dem Stalking-Paragrafen zu beurteilen sein werden", sagte ein Polizeisprecher am Sonntag im Ö1-"Morgenjournal". Allerdings würden sich viele Anzeigen auf einen Zeitraum vor dem 1. Juli beziehen, daher sei das Gesetz für diese nicht anwendbar. "Es gibt mehr Anzeigen als wir erwartet haben."

Rund 90 Prozent der Stalking-Opfer sind Frauen, die Täter in den meisten Fällen ihre ehemaligen Partner, die die Trennung nicht verwinden. Bisher konnte die Polizei in vielen Fällen erst einschreiten, wenn die Stalker ihre Opfer verletzt oder gar getötet hatten. Seit 1. Juli steht bereits Stalking an sich unter Strafe, durch eine einstweilige Verfügung kann dem Stalker jeder Kontakt mit seinem Opfer verboten werden. Es droht bis zu einem Jahr Haft.

Anfragen verdoppelt

Zufrieden über das neue Gesetz zeigt sich auch die Interventionsstelle gegen Gewalt in Niederösterreich. Auch hier gibt es deutlich mehr Anfragen und Meldungen. Beim bundesweiten Frauennotruf hat es seit Anfang Juli acht Meldungen wegen Stalkings gegeben, das sind mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Der Wiener Frauennotruf erwartet heuer auf jeden Fall einen neuen Rekord: Vergangenes Jahr sind 470 Meldungen dort eingegangen, heuer sind es bereits jetzt etwa 300. (APA, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.7.2006)