Drei Männer sind in Haft. Der Deal ist durch einen Zufall geplatzt.


Wien/Zagreb - "Glückwunsch, Sie haben gewonnen." Dieser Handy-Spam einer Lotto-Tippgemeinschaft brachte eine internationale Geldfälscherbande zu Fall. Der Angerufene gab nämlich bedenkenlos seinen Namen und seine Adresse preis, um zu den versprochenen Gratistipps zu kommen. Gewonnen hat allerdings die Polizei, die die anonyme Wertkartennummer schon länger im Zusammenhang mit Geldwäscheermittlungen überwacht hatte. Der Ertappte stellte sich als Kontaktmann für die Bande her-aus, der Fall trieb schließlich Rekordblüten im Nominalwert von 1,196.500 Euro.

Das für Österreich vorgese-hene Falschgeld, ausschließlich nachgemachte Fünfhunderter, hatten drei mutmaßliche Haupttäter bei sich, die in einem Hotel in Zagreb verhaftet wurden. Kroatien war wesentlich in die Ermittlungen eingebunden und auch den Erfolg teilten sich Freitag Innenministerin Liese Prokop und ihr kroatischer Amtskollege Ivica Kirin bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Wien.

Die Polizei in Bregenz hatte bereits im Jänner Wind davon bekommen, dass eine größere Lieferung nach Wien geplant war. "Das Falschgeld wurde in bestimmten Kreisen zum Kauf angeboten", sagte Helmut Napetschnig vom Landeskriminalamt Vorarlberg. Über die potenziellen Käufer wollte er keine Angaben machen, weitere Verhaftungen auch in Österreich sind nicht ausgeschlossen. In Kroatien drohen den Verdächtigen bis zu acht Jahre Haft, erklärte Minister Kirin auf Standard-Anfrage.

Suche nach Werkstatt

Pro Blüte werden bei derartigen Deals zwischen zehn und 25 Prozent des Nominalwertes verlangt - je nach Qualität. Das in Kroatien beschlagnahmte und für Anschauungszwecke nach Wien mitgebrachte Falschgeld wurde als "mittelmäßige Qualität"beschrieben. Die Werkstatt konnte noch nicht ausgeforscht werden, sicher ist nur, dass diese speziellen Falsifikate in der Europäischen Union noch nie aufgetaucht sind. Das ergab ein Abgleich im Counterfeit Analysis Center der Europäischen Zentralbank.

Im ersten Halbjahr 2006 wurden in Österreich 2436 gefälschte Geldscheine aus dem Verkehr gezogen, um 42 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der Schaden wird von der Oesterreichischen Nationalbank mit 215.020 Euro angegeben. Am häufigsten widmen sich kriminelle Geldvermehrer dem falschen Fuffziger.

(Echtes) Bargeld ist den Österreichern übrigens immer noch am liebsten. Bei 86 Prozent aller direkten Zahlungstranksaktion im Privatbereich legen sie Scheine und Münzen auf den Tisch. (Michael Simoner/DER STANDARD-Printausgabe, 22./23.07.2006)