Wäre der Gerhard Schröder - mit seinem ja ausgeprägten Zugang zur Popmusik (Konstantin Wecker, Scorpions) - 1988 nicht gar so damit beschäftigt gewesen, vergeblich an dem Stuhl des damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht zu sägen, hätte er damals bei Public Enemy hören können, wie man ungeliebte Journalisten profimäßig fertig macht, ohne gleich als schlechter Verlierer dazustehen.

Chuck D, Vorsteher der kalifornischen Rapgruppe, rechnet in "Don't Believe The Hype" mit einer kritischen Öffentlichkeit ab: "Suckers, liars, get me a shovel, some writers I know are damn devils, for them I say don't believe the hype." Das hat Kraft, es hat Form - Lutscher, Lügner, nennt er die Journalisten und verlangt nach einer Schaufel (wozu, bleibt zum Glück unklar), verdammte Teufel seien die Schreiber, ihrem Getöse, dem "Hype", dürfe man nicht glauben (Journalisten hatten die Gruppe für ihre teilweise antisemitischen, radikalen Black-Power-Positionen kritisiert).

Schröder hingegen sprach von "Medienmanipulation" und "vermachteten Medien", verbissen klangen seine Worte, selbstgerecht, verletzt. Wie viel souveräner wäre es gewesen, hätte Schröder gesagt: "Die Union bei 39 Prozent? - Don't believe the hype! Merkel wird Kanzler? - Don't believe the hype! Ich abgewählt? - Don't believe the hype!!!!" Wenn Chuck D die Journalisten schimpft, weil sie die kalten Fakten nicht kennen, gleicht dies der Beschwerde Schröders über die so genannten Flat-Tax-Journalisten: Auch sie kannten die "cold facts" nicht. Den kältesten "fact" haben aber sowohl Schröder als auch Chuck D übersehen: Medienschelte, furchtbares Wort, kommt immer schlecht an. Zumindest bei uns. (Philipp Oehmke, DER STANDARD, Printausgabe, 22./23.7.2006)