Wien - Der deutsche Dirigent Heinrich Hollreiser ist gestern, Montag, im Alter von 93 Jahren in Scheffau bei Kufstein gestorben. Dies teilte die Wiener Staatsoper in einer Aussendung mit. Mit seinem Tod habe man "einen der letzten großen, echten Kapellmeister verloren", hieß es in einer ersten Reaktion von Bundestheater-Holdingchef Georg Springer. Bis 1994 war Hollreiser mehr als tausend Mal am Pult der Wiener Staatsoper gestanden, zu deren Ehrenmitglied er 1991 ernannt wurde.

Zu seinem Repertoire zählten 54 unterschiedlichen Opern, die er in seinem rund 40-jährigen Wirken im Haus am Ring geleitet hat. Ob Mozart oder Beethoven, italienische, deutsche oder französische Werke, Populäres oder seltener Gespieltes, ob im 17., 18. 19. oder 20. Jahrhundert - Heinrich Hollreiser war überall gleichermaßen zu Hause.

Werdegang

Seine erste musikalische Ausbildung erhielt der am 24. Juni 1913 geborene Dirigent in seiner Heimatstadt München, mit 17 dirigierte er bereits eine Studioaufführung von Carl Maria von Webers "Freischütz". In den folgenden Jahren erhielt er als Opernkapellmeister Verpflichtungen in Wiesbaden, Darmstadt, Mannheim und Duisburg. 1940 begann mit dem Engagement an die Münchner Staatsoper schließlich Hollreisers Weltkarriere, die ihn von Bayreuth über die Londoner Covent Garden Opera, die New Yorker Metropolitan Opera sowie Buenos Aires, Mexiko und Moskau bis nach Japan führte.

Sein Wiener Staatsoperndebüt gab er 1951 mit Beethovens Fidelio im Theater an der Wien, dem damaligen Ausweichquartier des Hauses. In seiner Funktion als 1. Kapellmeister der Wiener Staatsoper (1952-1961) leitete Heinrich Hollreiser im Rahmen des Opernfestes anlässlich der Wiedereröffnung des Hauses am Ring die Balletturaufführung von Boris Blachers "Der Mohr von Venedig". Einen großen Triumph erntete er 1967 mit Alban Bergs "Wozzeck" beim Operngastspiel der Wiener Staatsoper in Montreal. Als Konzertdirigent leitete Heinrich Hollreiser u. a. die Wiener Symphoniker, die Berliner Philharmoniker, die Bamberger Symphoniker und das Cleveland Orchestra. (APA)