Wien – Die 36-jährige Frau, die Montagnachmittag in einer Wiener Tiefgarage niedergeschlagen wurde und schwer verletzt im Kofferraum des eigenen Autos eingesperrt worden ist, hätte möglicherweise Stunden früher entdeckt werden können – wenn die Polizei etwas genauer geschaut hätte. Ein Zeuge hatte eine Blutlache schon kurz nach der Attacke gemeldet.

"Wir wissen mittlerweile, dass sich die Tat am Montag zwischen 17.30 und 18.30 Uhr abgespielt haben muss", erläutert Roland Frühwirth, Leiter der Kriminaldirektion 1. Knapp zwei Stunden später war Eduard J. auf dem Weg zu seinem Auto auf einem Firmenparkplatz im 3. Untergeschoß der Schwedenplatzgarage, als er Verdächtiges entdeckte: deutliche Blut- und Schleifspuren rund um einen leeren Stellplatz.

Geschockt meldete der 38-Jährige sich bei der nahe gelegenen Polizeiinspektion Laurenzerberg. "Der Beamte hat aber keinen sehr motivierten Eindruck gemacht, hat gesagt ,Ja, Ja, das schauen wir uns an' und mich weggeschickt, ohne nach Personalien zu fragen", schildert J. dem Standard.

Nach 30 Minuten am Tatort

Rund 30 Minuten später soll dann die Exekutive tatsächlich vor Ort gewesen sein, bestätigt Kriminalist Frühwirth die Sache. "Die Polizei hat die Spuren wahrgenommen, und die umstehenden Autos untersucht. In die anderen Etagen sind die Kollegen allerdings nicht gegangen", muss er zugeben. Es sei aber eine Meldung angefertigt worden.

Im 5. Untergeschoß lag zu diesem Zeitpunkt Irene B. mit Schädelbruch bewusstlos in ihrem Kofferraum. Der Angreifer war mit dem Auto des Opfers in den abgelegenen Garagenteil gefahren. Erst Dienstagmorgen schaffte es die Angestellte, sich zu befreien und nach oben zu schleppen, wo sie gefunden wurde.

200 Autos verließen Garage

Erinnern kann sie sich an nichts mehr, die Polizei baut daher auf die Videobilder der Garagenausgänge zur Tatzeit. Rund 200 Autos und Menschen verließen in der fraglichen Stunde die Garage. Die Kriminalisten bitten vor allem jene, die die Garage zu Fuß verlassen haben, sich unter der Wiener Telefonnummer 31310-33800 zu melden. (Michael Möseneder, DER STANDARD Printausgabe 27.7.2006)