In der Popmusik liegt ewige Wahrheit. Nur welche? Diese Woche betrachten wir "Regulate" von Warren G.

Ob der katastrophalen Lage in Deutschland traut man sich ja kaum zu fragen, nur: Was geschieht eigentlich, wenn unser Gemeinwesen irgendwann einmal versagt? Welche verbindlichen Werte bleiben dem Menschen ohne die ordnenden Regeln dessen, was wir Gesellschaft nennen? Der Rapper Warren G spielt dieses Szenario in Regulate durch, seine Bühne ist eine vorzivilisatorische Welt, die er "LBC" nennt, wörtlich bedeutet das Long Beach City, doch dem Erzähler dient LBC als Code für einen anarchischen Mikrokosmos, in dem der Mensch in rudimentäre Verhaltensweisen zurückfällt: Fortpflanzung und Broterwerb mit allen Mitteln. Hier wird jeder Diebstahl selbst "reguliert", und wer überleben will, "gotta be handy with the steel", die Knarre in der Hand. Im Gegensatz dazu: Hier gilt nicht das Recht des Stärkeren, sondern das der zivilisatorischen Weiterentwicklung.

Das Lied macht auch Mut: Würde unser soziales Gefüge einst versagen oder wären wir irgendwann auf uns selbst gestellt, es gäbe immer den Menschentyp "Nate Dogg", der uns helfen würde. (Philipp Oehmke / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.7.2006)