In der Stadt ist es heiß, am Wiener Schwedenplatz ist Eiszeit: Rund 5000 Kunden schlecken täglich Eis von Molin-Pradel.

Foto: Standard/Christian Fischer
Wien - Was im Jahre 1886, also vor 120 Jahren, mit einem simplen Eiswagerl begann, ist heute eine Wiener Institution: der Eissalon Molin-Pradel am Schwedenplatz. Arcangelo Molin-Pradel, ein Holzfäller aus dem italienischen Zoldo-Tal, den der Zufall nach Wien verschlug, begründete die Eisdynastie. Mittlerweile ist bereits die fünfte Generation angetreten, das in die Jahre gekommene Traditionsunternehmen weiterzuführen.

Hitze und Kälte

Juniorchef Silvio Molin-Pradel freut sich zwar über die derzeit herrschende Hitze, denn "italienisches Blut braucht starke Wärme", aber für den Eisverkauf seien eher 25 bis 28 Grad ideal. "Wenn es so heiß ist wie jetzt, gehen viele lieber baden und in der Stadt sind weniger Leute unterwegs. Ein klein bisschen kälter wäre gut."Aber, fügt Molin-Pradel gleich hinzu: "Wir sind trotzdem sehr zufrieden. Das Geschäft geht gut."Ungefähr 5000 Kunden kommen täglich, 98 Prozent von ihnen sind Stammkunden.

40 Angestellte hat der Eissalon in der Innenstadt samt der direkt angeschlossenen Produktion, 70.000 Liter Biomilch und 60 Tonnen Früchte werden jede Saison verarbeitet. Stolz ist Molin-Pradel auf seine insgesamt über 100 verschiedenen Eissorten. Viele Rezepte sind über Generationen vererbt worden. "Aber wir versuchen auch, kreativ zu sein und verarbeiten immer neue Ideen."Anregungen holt sich Molin-Pradel jedes Jahr im November bei der Eismesse in Italien. Safran-Honig, Mango-Kardamom oder Joghurt mit Honig und Sesam stehen im August am Eisprogramm. Das tägliche Angebot umfasst 25 Sorten, der Eiskalender variiert je nach Fruchtsaison. Seit zwei Jahren beliefert der Eismacher einige Billa-Filialen, seit sechs Jahren findet man seine Familienpackungen auch in den Obi-Baumärkten.

Eis und Schnee

Und was macht ein Eisverkäufer im Winter? Auch da lässt ihn das ewige Eis nicht los: "Im Winter brauche ich Luft, weil im Sommer bin ich immer im Geschäft."Die verschafft er sich mit Skifahren in den Dolomiten, in Val Zoldana. "Meine Familie besitzt eine Skischule. Dort bin ich im Dezember, Jänner, Februar und arbeite mit." (Barbara Forstner, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.8.2006)