The RH Factor: "Distractions"
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Roy Hargrove: "Nothing Serious"
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Im Zuge der schon einige Jahre zurückliegenden Wiedererweckung des jazzigen Traditionalismus – der Weckruf erfolgte durch Trompeter Wynton Marsalis – kam auch Roy Hargrove als einer der so genannten jungen Löwen ins Spiel.

Von Marsalis entdeckt, zeiget der Junge ein Faible für die alten Jazzmeister und setzte ihre Erkenntnisse mit hohem technischen Vermögen um. Mittlerweile ist der Traditionalismus-Boom verebbt, Hargrove aber ist immer noch da und publiziert für Verve/Universal, was in diesen schweren CD-Businesszeiten ein schöner Luxus ist.

Im Gegensatz zu Marsalis, der alle Entwicklungen nach dem Hard Bop verdammte und Miles Davis und dessen Jazzrockphase für verwerflich hält, ist Hargrove toleranter und flexibler. Tatsächlich hat die Spätphase von Miles bei ihm durchaus Spuren hinterlassen.

Hört man etwa die Neuheit seiner Soul-Funk-Band "The RH Factor" auf "Distractions“ an, wird dies evident. In dieser Aufnahme mit durchaus schwankender Qualität sind die groovigen Ideen von Miles präsent, ergänzt durch ein bisschen Soul-Kitsch. Alle Höhen und Tiefen des Davis-Stils werden hier gewissermaßen thematisiert - Hargrove allerdings beherrscht sein Trompetenhandwerk.

Dies hört man auch auf „Nothing serious“. Hier hat Hargrove seine Hard-Bop-Seite erweckt. Malerische Bläsersätze auf swingender Basis und Balladen ergeben jenes historische Fundament, auf dem Hargrove seine Fähigkeit zu improvisatorischen Attacke und zur Poesie demonstriert. Bisweilen wird auch etwas im freien Improvisationsbereich herumgegrübelt.

Auch modaler Jazz in der nachfolge von John Coltrane kommt vor. Aber nur sporadisch. Hier geht es vor allem um die Wiedererweckung der deftigen 50er und 60er Jahre - aber mit überzeugenden Mitteln. (Lubisa Tosic)