Linz - Der Linzer Maler und Bildhauer Josef Fischnaller (78) erlag am vergangenen Samstag den Folgen eines Herzinfarktes. Fischnaller gründete Ende der 50er-Jahre gemeinsam mit Erich Ruprecht, Otto Bejvl und Engelbert Kliemstein die "Schabledergruppe" und in Folge, 1965, gemeinsam mit Fritz Aigner und Erich Ruprecht die "neue Donauschule", beides wesentliche Impulsgeber für die Entwicklung einer oberösterreichischen "Kunstszene". Und auch erste - erfolgreiche - Initiativen, nach dem Krieg einen privaten Kunsthandel in Linz zu etablieren, gehen auf Fischnaller zurück. Im Umfeld der "Bildenden" fanden sich die Autoren Franz Kain und Franz Rieger oder der Industrielle, Künstler und Präsident des Kunstvereines MAERZ Egon Hofman.

Josef Fischnaller wurde am 18. Oktober 1927 in Brixen, Südtirol, geboren. Er besuchte die Kunstgewerbeschule und danach die Kunstschule der Stadt Linz. Seit 1954 war er als freischaffender Bildhauer und Maler tätig. Er ist bekannt für sein schlichtes formales Repertoire und blieb zeitlebens der Gegenständlichkeit verpflichtet. Zahlreiche österreichische Sakralbauten sind geprägt durch Fischnallers auf Wesentliches reduzierte Holzskulpturen.

Er selbst bezeichnete sich als "katholischen Christen", was für ihn, den selbstbestimmt Suchenden, selbstverständlich untrennbar mit dem Recht, Kritik zu üben, verbunden war. Sehr zum Missfallen der Amtskirche: Ob eines Pamphlets mit dem Titel "Gegen die Dummheit der Christen" wurde Fischnaller von der katholischen Kirche wegen Ehrenbeleidigung angezeigt. Die Anzeige wurde später fallen gelassen.

Legendär ist Josef Fischnallers Linolschnitt "Ich Arbeiterkind bin kein Idiot", die Arbeit brachte er an seiner Ateliertür an. Eine klare Botschaft aus seiner Werkstatt, in der Arbeiter im Direktverkauf Originalkunstwerke zu stark reduzierten Preisen erwerben konnten: 200 Schilling pro Ölbild. (mm/ DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.8.2006)