Ursula Haubner (BZÖ)
Foto: Standard/Robert Newald
Im Folgenden einige Interview-Auszüge:

Standard: Was haben Sie sich gedacht, als FP-Nationalrats-Wiederanwärter Ewald Stadler in seiner Funktion als "wehrhafter Christ" am Wochenende ein absolutes Abtreibungsverbot gefordert hat?

Ursula Haubner: Wir sollen überhaupt nichts ändern an der Rechtslage, die wir jetzt haben, sondern wir müssen alles tun, dass Frauen in schwierigen Situationen rechtzeitig beraten, begleitet, informiert und auch unterstützt werden. Gerade das Kindergeld ist für viele Frauen mit Existenzängsten eine große Unterstützung.

Standard: Die Kärntner FPÖ will Frauen 15.000 Euro Anti-Abtreibungsprämie zahlen, die sich für eine Adoption entscheiden. Was sagen Sie dazu?

Haubner: Indiskutabel.

Standard: Es fällt auf, dass vor allem Rechtsaußen-Männer die Fristenregelung zur Disposition stellen möchten. Ist das ein neuer Versuch, die Verfügungshoheit über den weiblichen Körper zurückzuerobern?

Haubner: Das ist auch mit ein Grund, warum ich sage, das ist nicht freiheitliche Politik. Darum haben wir uns auch getrennt. Ich verstehe unter freiheitlicher Politik Gleichstellung und Chancengleichheit zwischen Mann und Frau.

Standard: Sind Sie Emanze?

Haubner: Ich denke, ich bin eine sehr emanzipierte Frau. Etwas, das vielleicht in meiner Generation nicht ganz selbstverständlich ist.

Standard: Eine Ihrer Töchter hat ein Baby. Was wünscht die sich von Ihrer Politiker-Mutter, um Familie und Beruf besser vereinbaren zu können?

Haubner: Mein Enkelkind ist jetzt zehn Monate und meine Tochter wird im November wieder arbeiten. Sie wünscht sich, und das wird bei ihr auch Realität, dass sie Teilzeit arbeiten kann, und dass sie vor allem eine mobile Tagesbetreuung bekommt - was sicher nicht immer ganz einfach ist.

Standard: Das heißt, sie nutzt nicht die volle Anspruchszeit des Kindergelds, indem sie drei Jahre zu Hause bleibt.

Haubner: Ja. Sie steigt nach 13 Monaten wieder ein, der klassische Kindergeld-Fall also. Sie wird verdienen, verliert den Kontakt zum Betrieb nicht und bezieht weiter Kindergeld, weil sie die Zuverdienstgrenze nicht überschreitet.

Standard: Sie haben die Zuverdienstgrenze immer kritisiert. Wäre die Abschaffung eine Koalitionsbedingung?

Haubner: Ich möchte das nicht an einem Punkt aufhängen. Familienpolitik ist ein wichtiger Bereich und die Weiterentwicklung des Kindergeldes sicher eine sehr wichtige Frage, die wir in Koalitionsverhandlungen zu klären haben.

Standard: Bei einem Wegfall der Zuverdienstgrenze warnen Experten vor "Mitnahmeeffekten". Männer mit sehr hohem Gehalt könnten zwar Kindergeld kassieren, aber weiter voll arbeiten und erst recht nicht das Kind betreuen.

Haubner: Das ist ja genau die Wahlfreiheit, die wir den Eltern geben. Die Politik hat sich überhaupt nicht einzumischen, wie Eltern ihre Familien leben. Wir müssen gute Rahmenbedingungen schaffen und uns am Wohl des Kindes orientieren. Die Eltern müssen selbst entscheiden, ob sie die wichtige Zeit der ersten drei Jahre so nützen, dass sie ausschließlich beim Kind zu Hause sind oder reduziert arbeiten oder Vollzeit. Das Kindergeld ist eine familienorientierte Leistung und keine Ersatzleistung für ein Einkommen, das ich nicht mehr habe.

Standard: Hand aufs Herz, war es wirklich eine gloriose Idee, einen Mann zur Frauenministerin zu machen?

Haubner: Herbert Haupt hat die Weichen richtig gestellt. Als Generationenminister war ihm bewusst, dass Politik auf die unterschiedliche Lebenssituation der Frauen Bezug und Rücksicht nehmen muss. Das habe ich von ihm übernommen. Jüngere Frauen haben andere Bedürfnisse als im mittleren Alter oder ältere Frauen. Ich habe für alle Generationen etwas gemacht, vor allem für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die eigenständige Alterssicherung für Frauen.

(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.8.2006)

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