Der statisch angeschlagene Flakturm wird bis Weihnachten abgesperrt bleiben. Die künftige Nutzung ist ungewiss.

Foto: Standard/Robert Newald
Wien – Der Augarten ist in seiner 231-jährigen Geschichte schon an allen Ecken und Enden angeknabbert worden: Die Porzellan-Manufaktur, ein Pensionistenheim, eine Kirche, zwei Schulen und ein Kinderfreibad haben den Augarten immer kleiner werden lassen. Im Jahr 2000 wurde er als erster Park Österreichs unter Denkmalschutz gestellt.

Jetzt bangt der Anrainer-Verein „Freunde des Augartens“, der in den vergangenen Jahren heftig gegen die Umwandlung des zunehmend verfallenden Flakturms in einen Datenspeicher opponierte, um eine weitere Einschränkung: Mit der geplanten Errichtung eines Konzertsaals für die Wiener Sängerknaben in dem Spitz zwischen Oberer Augartenstraße und Castellezgasse könnte es zu einer neuen Verkehrs- und Lärmbelastung kommen, fürchtet die Bürgerinitiative. Zudem würde ein weiterer Grünteil des städtischen Naherholungsgebietes einem kommerziellen Projekt geopfert, womit einer weiteren Verbauung Tür und Tor geöffnet werde.

Bei einem Aktionstag am kommenden Sonntag und mit einer Petition an Bürgermeister Häupl fordert die Initiative nun einen Baustopp und eine dauerhafte Öffnung bisher nicht zugänglicher Parkteile.

Burghauptmann Wolfgang Beer, dem der Augarten untersteht, will sich in dieser Frage neutral verhalten. Er verstehe sowohl die Anrainer als auch die Sängerknaben. Ob der angestrebte Baubeginn Anfang 2007 eingehalten werden kann, hängt von Verhandlungen mit dem Bund als Grundstückseigentümer und dem Denkmalamt ab.

Am einsturzgefährdeten Flakturm werden derweil Seile angebracht, um mit dem Abtransport von mehreren 100 Tonnen Schutt beginnen zu können. Bis Weihnachten wird die Umgebung des Turms abgesperrt bleiben, seine weitere Zukunft ist laut Beer nach wie vor ungewiss. (kri, DER STANDARD - Printausgabe, 9./10. September 2006)