Die Suche nach einem neuen ORF-Direktorium geht ins Finale. Am 21. September, Donnerstag nächster Woche, erfolgt die Wahl im ORF-Stiftungsrat, bis 19. September können sich Interessenten für einen der ausgeschriebenen Direktorenposten beim gewählten ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz bewerben. Aktueller Zwischenstand im ORF-Lotto der anderen Art: Alles ist möglich, aber nix ist fix. Mit der einen oder anderen Korrektur am bisher kolportierten Team von Wrabetz ist jedenfalls zu rechnen.

Nur Lorenz hundertprozentig fix

Hundertprozentig sicher ist nach Informationen der APA bisher nur Wolfgang Lorenz als Programmdirektor. Der bisherige ORF-Programmplaner, der im ORF als kreativer, mitunter auch ein wenig chaotischer Kopf gilt, bewarb sich schon um den Posten des ORF-Chefs und sorgte in seinem Konzept mit heftiger Kritik am ORF-Fernsehprogramm für Aufsehen. "Inhaltlich schwächelnd" unterwandere es den öffentlich-rechtlichen Auftrag. Verbesserungsmöglichkeiten ortete Lorenz auch in der TV-Information und im ORF-Sport, wo er "Performance-Probleme" konstatierte. Lorenz dürfte sich mit Wrabetz denn auch in dem Vorhaben einig sein, das ORF-Fernsehen komplett neu aufzustellen.

Oberhauser als Infodirektor gute Chancen

Gute Chancen auf den Job des Informationsdirektors werden ORF-Sportchef Elmar Oberhauser gegeben, auch wenn Wrabetz beim Hearing im ORF-Stiftungsrat punkto Oberhauser den höchsten Erklärungsbedarf hatte. "Oberhauser ist ein Mann mit Ecken und Kanten, aber freundlich bin ich eh selber", meinte Wrabetz angesprochen auf die am Küniglberg nicht gerade als sanft beschriebenen Umgangsformen des nüchternen Alemannen. Mit einer Bestellung kann auch Thomas Prantner rechnen. Zwar monieren Stiftungsräte, dass der kolportierte Onlinedirektor in der Vergangenheit zu oft das Lager gewechselt habe und der einzig wahre Onlinedirektor ohnehin ORF On-Chef Franz Manola sei, Prantner zählt aber zu Wrabetz' Vertrauenspersonen.

Kritik an Haslitzer

Die stärkste Kritik aus dem Stiftungsrat gibt es an Willy Haslitzer, den Wrabetz im Hearing vor der Generaldirektorenwahl am 17. August als Hörfunkdirektor genannt hatte, sowie am von den SPÖ-Betriebsratsstiftungsräten gewünschten möglichen Technischen Direktor Peter Moosmann. Der Kärntner ORF-Programmchef Willy Haslitzer hatte mit offenherzigen Äußerungen für Aufsehen gesorgt, wonach er die Hoffnung auf den Posten des Hörfunkdirektors dem Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider und einem BZÖ-Stiftungsrat verdanke. Diese hätten bei Wrabetz die "Postillions d'Amour gespielt". Zuletzt ging Haslitzer auf Tauchstation. Die Direktoren-Wahl wolle er vor dem 21. September nicht mehr kommentieren, meinte er am Mittwoch auf Anfrage der APA. "Am 22. September stehe ich ganztätig zur Verfügung."

Unter Stiftungsräten herrscht jedenfalls Skepsis, ob Haslitzer die nötige "Flughöhe" für den Direktorenposten erreiche. Wobei Vertreter des obersten ORF-Gremiums inzwischen davon ausgehen, dass sich Haslitzer mit seinen Aussagen selbst "sturmreif" geschossen habe. Alternativ-Kandidaten werden bereits genannt. Im Gespräch sind demnach die frühere Radio-Innenpolitikchefin Gisela Hopfmüller oder die Wiener Landesdirektorin Brigitte Wolf.

Wenig Wohlwollen für Moosmann

Wenig Wohlwollen schlägt auch dem als Technischen Direktor gehandelten Peter Moosmann entgegen. Er war von 1998 bis 2002 schon einmal in dieser Position tätig. Kritik gab es damals etwa im Zusammenhang mit angeblichen Kostenüberschreitung beim 20,6 Millionen teuren Neubau des ORF-Newsrooms. Auch die freihändige Vergabe von laut Bundesvergabeamt ausschreibungspflichtigen Millionen-Aufträgen im Technikbereich sorgte für mediales Getöse. Dazu kamen ORF-interne Wehklagen über den Führungsstil Moosmanns. Zuletzt war er dem Sender Bisamberg mit Büro in der Argentinierstraße im Wiener Funkhaus dienstzugeteilt und zog daneben mit Elmar Oberhauser in Sachen ORF-Sport durch die Lande. In der ORF-Technik wurden in den vergangenen Wochen Unterschriften gegen Moosmann gesammelt und im ORF-Stiftungsrat sammelten sich die Gegner des umstrittenen Kandidaten.

Wenig ist derzeit noch über Kandidaten für den Posten des Kaufmännischen Direktors zu hören. Wrabetz möchte eine Frau für diese Funktion gewinnen. Für den Fall, dass doch noch eine Frau auf dem Posten des Hörfunkchefs landet, könnte aber auch ein Mann ORF-Finanzchef werden.

Wenig Änderungen in Ländern

Klarere Konturen nimmt indes die Aufstellung der ORF-Landesdirektoren an. Der designierte ORF-Chef Alexander Wrabetz soll inzwischen fast alle Landeshauptleute kontaktiert haben, die in Sachen Landesdirektoren ein quasi gesetzlich verbrieftes Anhörungsrecht haben. Brigitte Wolf (Wien), Karlheinz Papst (Burgenland), Norbert Gollinger (Niederösterreich), Helmut Obermayr (Oberösterreich), Willy Mitsche (Kärnten) und Wolfgang Burtscher (Vorarlberg) können demnach mit ihrer Wiederbestellung rechnen, war zu hören. In der Steiermark soll Informationsdirektor Gerhard Draxler auf Edgar Sterbenz folgen, als aussichtsreichster Kandidat für Salzburg gilt der dortige ORF-Kulturchef Siegbert Stronegger, der Hubert Nowak ablösen soll.

Die Besetzung des Tiroler Landesdirektors ist noch nicht fix. Für den dort amtierenden Robert Barth wird im ORF ein neuer Job gesucht. Ambitionen auf seine Nachfolge werden ORF-Tirol-Chefredakteur Markus Sommersacher nachgesagt. Sommersacher stößt freilich in der ORF-Belegschaft und unter Stiftungsräten auf heftigen Widerstand, da er im Vorjahr kritische Berichte über den Tiroler Energieversorger TIWAG untersagt hatte. Als heißer Kandidat für den Posten des Tiroler Landesdirektors wird deshalb Hörfunkdirektor Kurt Rammerstorfer gehandelt.

Endgültigen Entscheidungen zwischen 18. und 21. September

ORF-Chef Wrabetz wartet unterdessen die Gespräche und Entwicklungen der nächsten Tage ab. Die endgültigen Entscheidungen über die Direktoren fallen erst zwischen 18. und 21. September. An der Regenbogenkoalition will Wrabetz, der im 35-köpfigen Stiftungsrat von 20 Vertretern aus SPÖ, BZÖ, Grünen und FPÖ inklusive zwei schwarzen Betriebsräten gewählt wurde, jedenfalls festhalten. Jene, die schon jetzt ein Stück des Weges mit ihm marschiert sind, sollen dies auch bei der Wahl der Direktoren tun. Mittels bestimmter Konstellationen peilt er für sein Direktorenteam aber eine noch breitere Mehrheit an, ist am Küniglberg zu hören.

Weitere Wahlgänger will Wrabetz im ÖVP-"Freundeskreis" finden. So könnte etwa die Berücksichtigung von Länderinteressen bei der Auswahl der Landesdirektoren fünf zusätzliche Stimmen bringen, nämlich jene der vier VP-nahen Stiftungsräte aus Niederösterreich, Oberösterreich, Tirol und Vorarlberg, die bei der Wahl des Generaldirektors für Monika Lindner beziehungsweise im Fall des Tirolers Andreas Braun für Wolfgang Lorenz stimmten sowie jene des bürgerlich-orangen Kärntner Stiftungsrats Klaus Pekarek, der sich am 17. August als Vorsitzender des ORF-Gremiums der Stimme enthalten hatte.

"Nichts ist in Stein gemeißelt"

Dass für eine breite Zustimmung noch die eine oder andere Korrektur an den genannten Direktoren-Kandidaten notwendig sein könnte, ist Wrabetz bewusst. Bereits am Tag nach seiner Wahl meinte er in Sachen Direktoren: "Nichts ist in Stein gemeißelt." Kurt Bergmann, Leiter des VP-"Freundeskreises" im ORF-Stiftungsrat, signalisierte zuletzt jedenfalls Kooperationswillen. "Es gibt von Seiten des so genannten Freundeskreises eine starke Bereitschaft für eine breite Lösung für ein Kabinett der Qualität", so Bergmann im Gespräch mit der APA. Auch BZÖ-Chef Peter Westenthaler stellte schon klar, dass ihn etwaige Änderungen an der Aufstellung "überhaupt nicht" provozieren würden. "Das Team muss sich der Generaldirektor selbst aussuchen."

Unklar sind übrigens noch die Abstimmungsmodalitäten. Der Vorschlag für das Prozedere bei der Wahl der Direktoren muss von Wrabetz kommen. Wahrscheinlichste Varianten: Abstimmung im Paket. Entweder zwei Abstimmungen, eine über das sechsköpfige Direktorenteam sowie eine über die neun Landesdirektoren, oder eine einzige Abstimmung über das Gesamtpaket. In jedem Fall braucht Wrabetz wieder die Zustimmung von zumindest 18 Stiftungsräten. (APA)