In kaum einem satirischen Werk wird mehr gemeuchelt, betrogen, gelogen und verunglimpft als in dem von Wilhelm Busch. Allerdings zeichnen sich Buschs Illustrationen nicht nur durch Spott, sondern auch durch eine Heiterkeit aus, die sich aus Güte speist. Zwar ist der Glanz dieses 1832 nahe Hannover geborenen notorischen Junggesellen – der seinen Traum von einem Leben als Bienenzüchter in Brasilien nicht zu leben wagte und den des Vaters, ihn als seriösen Maschinenbauer zu sehen, zerschlug – etwas verblasst, doch nach wie vor ist er fast jedem Kind ein Begriff.

Foto: aus dem besprochenen Band

Doch wer Busch wirklich zu kennen glaubt, irrt, denn das Werk des an Schopenhauer geschulten Zeichners ist vielschichtiger, als man denkt, wie ein Blick in die schöne, zweibändige Neuausgabe seiner Sämtlichen Werke (Hrsg. von Rolf Hochhuth, € 35,–, C. Bertelsmann) zeigt. "Fips der Affe", "Die fromme Helene" und "Der heilige Antonius von Padua" (lange wegen Kirchenfeindlichkeit verboten), sie alle sind da.

Foto: aus dem besprochenen Band

Aber auch unbekanntere Stücke wie "Kirschan mit der Piepe" über einen kleinen Jungen, der heimlich und mit halluzinogenen Folgen an Vaters Haschpfeife nascht, plus viele unbekannte Skizzen und Ölgemälde, von denen Busch mehr als 1000 malte, sind in dieser wunderbaren Sammlung enthalten. (DER STANDARD, Printausgabe, 16./17.9.2006)

Foto: aus dem besprochenen Band