Mogadischu - Die Ermordung der italienischen Ordensfrau in Somalia, die für ein von der österreichischen Organisation "SOS Kinderdorf" betriebenes Spital tätig war, sorgt für Entsetzen. Schwester Leonella arbeitete laut Willi Huber, der für die österreichischen SOS-Kinderdörfer in der Region Ostafrika zuständig ist, seit 16 Jahren in Somalia unter krisenhaften Umständen für die Organisation.

Mutter-Kind-Klinik

Die Arbeit von SOS-Kinderdorf International in Somalia begann im Jahre 1985 mit dem Bau des ersten Kinderdorfes in Mogadischu. Eine Mutter-Kind-Klinik wurde laut Angaben der Organisation am selben Standort im Rahmen einer zweiten Bauphase errichtet und bietet seit 1988 der Bevölkerung von Mogadischu und Umgebung umfangreiche medizinische Versorgung. Die Dienstleistungen der Klinik beinhalten vor- und nachgeburtliche Betreuung, gynäkologische Untersuchungen, Geburtshilfe und Impfprogramme und kommen deshalb vor allem schwangeren Frauen, Neugeborenen und Kleinkindern zu gute.

Nothilfeprogramm

Nach Beginn des Bürgerkrieges wurde im Jänner 1991 ein SOS-Nothilfeprogramm gestartet. Das Gebäude der damaligen SOS-Hermann-Gmeiner-Schule wurde in ein Krankenhaus umfunktioniert, wo Kriegsverletzte, Erwachsene und Kinder versorgt wurden. Die Mutter-Kind-Klink wurde ebenfalls Teil des Nothilfeprogramms und bleibt bis heute die einzig funktionierende Geburtenstation und gynäkologische Betreuungseinrichtung des Landes. Die SOS-Krankenhäuser waren über längere Zeiträume hinweg die einzigen intakten medizinischen Versorgungseinrichtungen im Süden Mogadischus, als alle anderen Hilfsorganisationen entweder das Land verließen oder sich in sicherere Gebiete zurückzogen.

Waren es zu Beginn des Nothilfeprogramms primär Kriegsverletzungen, die behandelt wurden, so tauchten bald Tuberkulose, Cholera-Epidemien und schwerste Unterernährung mit allen Begleiterscheinungen infolge der katastrophalen Lebensbedingungen auf. Parallel zu einem Tuberkulose-Programm wurde ein Ausspeisungsprogramm gestartet, damit vom Hungertod bedrohte Kinder und deren Familien neben regelmäßigen medizinischen Untersuchungen auch Lebensmittelrationen erhalten können.

Unentgeltliche Behandlung

Bis heute leistet SOS Somalia wertvolle Nothilfe im Rahmen der Mutter-Kind-Klinik, des allgemeinen Krankenhauses und des Ausspeisungsprogramms. Die medizinischen Einrichtungen von SOS Somalia sind die einzigen des Landes, welche medizinische Versorgung unentgeltlich anbieten. Die Mutter-Kind-Klinik besteht aus 26 Krankenbetten, 19 Behandlungsräumen, einem Kreissaal, einem Operationssaal, einer Apotheke, einem Labor und einer Blutbank. An die 100 Patienten erhalten täglich medizinische Betreuung von drei Gynäkologen, 18 Hebammen und einigen Krankenschwestern.

Durchschnittlich 14 Babys pro Tag erblicken in dieser Klinik das Licht der Welt. Der Operationssaal wird hauptsächlich für Kaiserschnitt-Geburten, aber auch für andere Operationen verwendet. Um die vorgeburtliche Betreuung der werdenden Müttern zu verbessern gibt es ein spezifisches Programm, welches sich "mother child health programme" nennt.

Dieses Programm beinhaltet eine regelmäßige und strukturierte Erfassung der Vorsorgeuntersuchungen, Gesundheits- und Ernährungsberatung und Impfungen. Seit Mai 2002 wird im Rahmen der bestehenden medizinischen Einrichtungen von SOS Somalia auch eine Krankenschwesternschule geführt. Diese Schule ist die einzige Krankenschwesternschule in ganz Somalia und bietet eine dreijährige Ausbildung zur staatlich anerkannten Krankenschwester oder Hebamme an. (APA)