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Kate Allen, Triathletin, Olympiasiegerin 2004


Macht es Ihrer Meinung nach einen Unterschied, welche Partei Frauenanliegen vertritt?
Ja, ich denke schon. Wirtschaft und Frauen-Angelegenheiten sollten auf jeden Fall in richtiger Balance stehen. Meiner Meinung nach werden das nicht alle Parteien schaffen und können. Wenn es darum geht Frauen-Angelegenheiten zu diskutieren, sollte das vor allem seriös gehandhabt werden, und nicht nur als Werkzeug und Mittel der Aufmerksamkeit dienen.

Welche Partei vertritt ihrer Meinung nach Frauenanliegen am besten - und warum?
Parteien werden aus meiner Sicht immer ganzheitlich beurteilt. Das erscheint mir wichtig. Frauen-Angelegenheiten können nur ein kleiner Teil der Aufgaben einer wirklich regierungsfähigen Partei sein.

Braucht es ein eigenes Frauenministerium?
Nein, ich denke nicht. Es müsste auf jeden Fall möglich sein die Themen "Frau" etwa im Bundesministerium für soziale Sicherheit zu diskutieren, aufzuarbeiten und zu behandeln.

Wer wird Ihrer Meinung nach die Wahl gewinnen - warum?
Ich bin nicht "Fach"-Frau genug um das beurteilen zu können. Ich denke aber, dass die Nationalratswahl zugunsten der ÖVP oder SPÖ entschieden wird. Dabei fokussiere ich nicht zu sehr das Wahl-Ergebnis, sondern verfolge den Prozess des Wahlkampfes. Ich bin aber auch keine Wählerin die dann "wahllos" und aus dem Bauch heraus entscheidet, sondern ordne mich auf jeden Fall einem politischen Lager zu.

Welchen Bereichen sollte sich die künftige Regierung am Dringlichsten zuwenden?
Wirtschaftspolitik, Gesundheitspolitik, sowie Ausbildung und Wissenschaft sind brisante und ernstzunehmende Themen die künftig debattiert werden müssen. Ich hoffe aber auch, dass im Bereich von Pensionsfragen endlich ein ehrliches Umschwenken passiert.
Foto: APA/Egarter

Friederike Mayröcker, Schriftstellerin, zahlreiche Auszeichnungen


Macht es Ihrer Meinung nach einen Unterschied, welche Partei Frauenanliegen vertritt?
Ja

Welche Partei vertritt ihrer Meinung nach Frauenanliegen am besten - und warum?
Die Grünen

Braucht es ein eigenes Frauenministerium?
Nein

Welchen Bereichen sollte sich die künftige Regierung am Dringlichsten zuwenden?
Betreuung und Hilfe für alte Menschen

Wollen sie uns bekannt geben, welche Partei sie am 1. Oktober wählen werden - und warum?
Gertrude Stein schreibt, es ist kein Geheimnis, aber man spricht nicht darüber.
Foto: privat

Rotraud A. Perner, Psychoanalytikerin, Leiterin des Instituts für Stressprophylaxe & Salutogenese


Macht es Ihrer Meinung nach einen Unterschied, welche Partei Frauenanliegen vertritt?
Ja, und wie! Die Frauenrollenbilder des 19. Jahrhunderts sind noch immer da - und wir im 21. Jahrhundert.

Welche Partei vertritt ihrer Meinung nach Frauenanliegen am besten - und warum?
Die Grünen, weil sie nicht "um Stimmen von Zielgruppen buhlen" und daher nur die werktätigen Frauen, Alleinerziehenden und Migrantinnen als besonders ungerecht Behandelten wahrnimmt, sondern auch die "Alten".

Braucht es ein eigenes Frauenministerium?
Ja - Gender Mainstreaming ist eine EU-Richtlinie - auch "für" Männer, aber nur ein Frauenministerium garantiert, dass dieses ressortübergreifende Vorhaben zur Herstellung von Geschlechtergerechtigkeit nicht einschläft...

Welchen Bereichen sollte sich die künftige Regierung am Dringlichsten zuwenden?
Der Bildung! Sichtweisen, Paradigmenwechsel, innovative Denkprozesse, Konfliktmanagement... alles hängt von Bildung ab, nicht nur für Eliten, sondern gefächert für alle (inklusive Bildung mittels Staatsrundfunk). Außerdem ist es wichtig, Gesundheitsförderung nicht nur finanziell zu definieren, sondern pädagogisch: Bildung schafft Gesundheit!

Wollen sie uns bekannt geben, welche Partei sie am 1. Oktober wählen werden - und warum?
Ich wähle in Niederösterreich und schaue mir bei den drei "Linksparteien" die Programmunterschiede und die Platzierung von Kandidatinnen an - denn ich will meine Vorzugsstimme jedenfalls einer Frau geben.
Foto: privat

Ruth Prassl, Biophysikerin, Leiterin der Lipoprotein-Gruppe am Institut für Biophysik und Nanosystemforschung


Macht es Ihrer Meinung nach einen Unterschied, welche Partei Frauenanliegen vertritt?
Nein. Alle Parteien haben gute Ansätze, diese sollten nur endlich realisiert werden.

Braucht es ein eigenes Frauenministerium?
Im Sinne der Gleichbehandlung - nein - es gibt auch kein "Männerministerium".

Wer wird Ihrer Meinung nach die Wahl gewinnen - warum?
SPÖ und ÖVP Kopf an Kopf.

Welchen Bereichen sollte sich die künftige Regierung am Dringlichsten zuwenden?
Viele Bereiche haben gleiche Dringlichkeiten, wichtiger wäre eine schnelle Regierungsbildung und ein baldiger Beginn.
Foto: privat

Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek


Braucht es ein eigenes Frauenministerium?
Ein eigenes Frauenministerium halte ich nach wie vor für notwendig. Solange Frauen in vielen Bereichen gegenüber Männern benachteiligt und schlechter gestellt sind, bedarf es eines eigenen Ministeriums zur politischen Vertretung der Interessen von Frauen.

Welchen Bereichen sollte sich die künftige Regierung am Dringlichsten zuwenden?
Integrationspolitik, Bildungspolitik, Arbeitsmarktpolitik werden auch in der nächsten Legislaturperiode brennende Themen bleiben. Auf dem Sektor Frauenpolitik sind viele Probleme ungelöst, gleicher Lohn für gleiche Leistung ist noch immer nicht umgesetzt. Damit Frauen mit Kindern in Zukunft auch tatsächlich Karrierechancen wahrnehmen können, muss es mehr Kinderbetreuungseinrichtungen und noch flexiblere Arbeitszeitmodelle geben. Auch die aktuelle Debatte über Pflege von alten und behinderten Menschen wird die künftige Regierung sehr ernst nehmen müssen, unsere Gesellschaft wird immer älter und sehr viel an Pflegeleistungen wird von Frauen erbracht. Auch hier müssen neue Modelle gefunden werden für Frauen, die pflegebedürftige Angehörige versorgen.
Foto: Österreichische Nationalbibliothek

Sieglinde Katharina Rosenberger, Politologin, Leiterin des Instituts für Politikwissenschaft


Macht es Ihrer Meinung nach einen Unterschied, welche Partei Frauenanliegen vertritt?
Selbstverständlich, weil Frauenanliegen nicht gleich Frauenanliegen sind, sondern Schichtzugehörigkeit, ethnischer oder religiöser Hintergrund, Betreuungs- und Versorgungsaufgaben, Einkommens- und Vermögenssituation entscheidend dafür sind, was als Frauenanliegen erkannt und vertreten wird.
Bei dieser Wahl geht es aber nicht nur darum, welche Partei welche Frauenanliegen vertritt, sondern auch darum, welche Partei Frauen welche Aufgaben und Rollen direkt und indirekt zuweist und politischen Entscheidungen unterlegt. Beispiel BM Grasser als Repräsentant der ÖVP (TV-Konfrontation) will die Pflege in der Familie als Ausdruck der Solidarität und Eigenvorsorge stärken, da es um Liebe gehe. Gemeint sind wohl Frauen, wenn auch nicht genannt.

Welche Partei vertritt ihrer Meinung nach Frauenanliegen am besten - und warum?
Am deutlichsten sprechen in diesem Wahlkampf die Grünen "Frauen" an, und zwar in Bezug auf Nichtdiskriminierung am Arbeitsmarkt. Die SPÖ thematisiert die Vereinbarkeitspolitik und verlangt eine zeitliche Flexibilisierung des Kindergeldes und eine Verbesserung des Pensionsanspruchs. Bei den anderen Parteien sind bisher Frauenanliegen als Gleichstellungs- und Emanzipationsförderung nicht auszumachen bzw. gehen in traditionellen Familienvorstellungen unter.

Braucht es ein eigenes Frauenministerium?
Solange es strukturell bedingte und verursachte Ressourcenunterschiede und Arbeitsteilungen gibt, solange wird es ein mit Kompetenzen ausgestattetes Gleichstellungsministerium, das selbstverständlich bei Mehrfachdiskriminierungen ansetzt, brauchen – vorausgesetzt natürlich, dass Chancengleichheit zur Unterstützung individueller Freiheit als politisches Grundanliegen gilt.

Wer wird Ihrer Meinung nach die Wahl gewinnen - warum?
"Gewinnen" ist relativ zusehen; es bedeutet für die ÖVP, für die SPÖ und für die Grünen strategisch mehr als eine Koalitionsoption zu haben, also Verhandlungsmacht zu gewinnen. "Gewinnen" bedeutet für das BZÖ und Liste Matin die 4 Prozent-Hürde zu nehmen, gewinnen kann auch bedeuten, die Umfragewerte zu erreichen bzw. Vergleichswerte der letzten Wahl zu überspringen.

Welchen Bereichen sollte sich die künftige Regierung am Dringlichsten zuwenden?
Inhaltlich wird die Integration von Zugewanderten zum Schlüssel einer stabilen demokratischen Gesellschaft werden; dafür wäre es notwendig, Maßnahmen der Integration zu politisieren und nicht "Ausländer". Dazu gehört die Integration in den Schulen, die politische Teilnahme, die Erwerbsarbeit – und zwar für Frauen und Männer gleichermaßen. Vorschläge wie die Bindung der Familien- und Sozialleistungen an die Staatsbürgerschaft lösen nicht nur keine Probleme, sondern schaffen diese erst recht.
Foto: dieStandard.at/Freudenschuss