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Hilfe zur Selbsthilfe: Die NPO-Organisation atempo setzt auf innovative Konzepte, um Behinderten und Lernschwachen das Leben zu erleichtern.

Foto: apa
Vor knapp sechs Jahren als kleiner gemeinnütziger Verein gegründet, könne man heute auf "68 fixe und 40 freie Mitarbeiter" verweisen, erzählt atempo-Geschäftsführer Klaus Candussi. "Wobei wir stolz darauf sind, dass mehr als ein Drittel unserer Angestellten aus der Zielgruppe kommt." Diese definiert sich aus Menschen mit Lernschwierigkeiten und/oder Behinderung, um deren Gleichstellung in allen möglichen Lebensbereichen Candussis Team mit Sitz in Graz und Wien - und mittlerweile in Besitz einer gemeinnützigen GmbH - bemüht ist.

Neben Projekten auf nationaler und europäischer Ebene agiert die Organisation auf fünf Standbeinen: "Bildung & Karriere" hilft bei der Ausbildung und der Arbeitssuche, "Daqui" ist ein Service zur Pflege von Websites und Datenbanken, "Sud" (Selbst und Direkt) hilft Menschen mit Lernschwierigkeiten und Behinderung, für ihre Interessen einzustehen.

Relativ neu sei die Idee, "unsere Dienstleistungen im Franchise-Format weiterzugeben", was etwa in Zusammenhang mit "Capito" geschieht. Dieses Standbein verhelfe Betroffenen zu notwendigen Informationen - was alle österreichischen Gemeinden zu potenziellen Kunden mache. Candussi: "Die müssen ab 2008 alle eine barrierefreie Website haben." atempo entwickelte eine spezielle Software, die in Zusammenhang mit dem Internet mehr als "nur" die Blindenproblematik, also eine allfällige Einschränkung im visuellen Bereich, berücksichtigt.

Trotz aller Zweifler

Als "absolut schräge Idee" sei der Schwerpunkt "Nueva" begründet worden, ein Evaluationssystem für Wohnangebote, Dienstleistungen und Events. "Viele Außenstehende meinten damals: 'Ihr spinnt doch - geistig Behinderte sollen etwas evaluieren?'", erinnert sich Candussi. "Dabei machen wir unsere Sache genau deswegen so gut, weil Menschen mit Behinderung dabei sind." Konkret ginge es etwa um die Bewertung von Wohnanlagen des "betreuten Wohnens", zu denen potenzielle Nutzer natürlich einen total anderen Zugang haben.

Die Qualität der atempo-Dienste hat sich inzwischen bereits weit herumgesprochen: "In Wien, der Steiermark und sogar Südtirol ist 'Nueva' Standard", berichtet Candussi, "Kärnten möchte es fix übernehmen, Tirol und Vorarlberg überlegen noch."

Am 18. Oktober wird Candussi das atempo-Programm beim NPO-Kongress vorstellen. In dem Vortrag "Mit dem Teufel in den Himmel?" geht es unter Berücksichtigung der eigenen Wirtschaftstätigkeit um die Frage, wie viel "Kommerz" eine NPO verträgt. (Bernhard Madlener, Der Standard, Printausgabe 23./24.9.2006)