Wien - Erwarungsgemäß positiver sieht die Regierungspartei ÖVP die Lage der Frauen in Österreich, nachdem die Grünen am Samstag bei der Präsentation ihres Frauenberichts 2006 die Situation der Frauen als "nicht rosig" einschätzten. Für ÖVP-Abgeordnete Christine Marek ist es in einer Aussendung am Samstag "Fakt, dass es den Frauen in Österreich gut geht". In der Kritik der Grünen will die Abgeordnete lediglich eine "programmatisches Schlechtrederei auf dem Rücken der Frauen" erkennen.

"Zahlen-Trick"

Für Marek hat die Regierung die Situation der Frauen "entscheidend verbessert", und hält die "oppositionelle Jammerei schlichtweg für überflüssig". Der von den Grünen konstatierte durchschnittliche Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen von einem Drittel ist für die ÖVP-Abgeordnete ein "Zahlen-Trick", die Einkommensschere sei vielmehr von 21 Prozent im Jahr 2000 auf 18 Prozent 2005 gesunken.

Grüne für 50 Prozent Frauen in Regierung

Eine "Grundvoraussetzung" für eine etwaige Regierungsbeteiligung ist für die Grünen ein Frauenanteil von 50 Prozent in der Regierung. Das sei nämlich Voraussetzung um eine ordentliche Frauenpolitik machen zu können, meinte Eva Glawischnig bei der Präsentation des Grünen Frauenberichts 2006 am Samstag. Genauso wie die "Halbe-Halbe-Politik" für die Grünen selbstverständlich sei, müsse dieser Grundsatz auch für eine Regierung gelten.

Bezüglich ihres Wahlziels, am 1. Oktober den dritten Platz vor der FPÖ zu erreichen, zeigten sich die Grüne Politikerin noch "optimistisch und voll Zuversicht", auch wenn man dafür in der letzten Wahlkampfwoche "noch massiv kämpfen" müsse. Eine Regierungsbeteiligung hängt für Glawischnig nun vor allem davon ab, ob BZÖ und die Liste Martin den Einzug ins Parlament schaffen.

KPÖ: Gretchenfrage Frauenpolitik

Die KPÖ ist der Ansicht, dass die im Frauenbericht der Grünen beschriebenen Forderungen "über weite Strecken im Widerspruch zu den wirtschaftsliberalen Vorstellungen stehen, die die Grünen gleichermaßen, insbesondere ihr Spitzenkandidat van der Bellen vertritt," so Melina Klaus, Bundessprecherin der KPÖ in einer Aussendung. Die Frage nach Finanzierbarkeit bliebe ebeno offen wie die, ob diese Forderungen unabdingbare Voraussetzungen für allfällige Koalitionsabsprachen mit der ÖVP oder der SPÖ wären. "Wer glaubwürdig Armut abschaffen und nicht nur weiter kaschieren will, muss über Reichtum sprechen. Wer Frauenpolitik im Interesse der Mehrheit von Frauen machen will, muss sie zur Gretchenfrage zukünftigen Regierens machen!", so Klaus abschließend (APA/red)