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Zur Person
Vladimir Spidla ist EU-Kommissar für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten.

Foto: EPA/Hoslet
Berufliche Mobilität ist einer der entscheidenden Faktoren für den wirtschaftlichen Erfolg Europas und ein wichtiges Mittel zur Senkung der Arbeitslosenrate, die in der EU nunmehr bei durchschnittlich neun Prozent liegt (und bei nicht weniger als 25 Prozent bei Personen unter 25 Jahren!). Berufliche Mobilität ist vor allem deshalb nicht nur für die Wirtschaft insgesamt, sondern auch für den einzelnen Arbeitnehmer von enormem Vorteil, weil sie Türen öffnet zu neuen Möglichkeiten in Hinblick auf Karriere und Qualifikation, zu einem neuen Arbeitsumfeld, einer neuen Kultur und häufig auch zu einer neuen Sprache.

Gleichzeitig bin ich mir bewusst, dass der Wechsel zu einem anderen Arbeitsplatz, in eine andere Region oder ein anderes Land keine leichte Entscheidung ist, ganz zu schweigen von den nach wie vor bestehenden verwaltungstechnischen Hindernissen für Arbeitskräftemobilität innerhalb der EU.

Jobmessen in 250 Städten

2006 wurde zum "Europäischen Jahr der Mobilität der Arbeitnehmer" erklärt, um zur Beseitigung einiger dieser Hindernisse beizutragen, und um zu zeigen, dass die Vorteile des Wechsels zu einem anderen Arbeitsplatz oder in ein anderes Land im Vergleich zu den Kosten und Anstrengungen überwiegen. Die Europäische Jobmesse, die europaweit am 29. und 30. September stattfinden wird, ist einer der Schwerpunkte dieses Jahres und ein wichtiger Schritt, um berufliche Mobilität zu einer Realität für europäische Arbeitnehmer zu machen: Zum ersten Mal werden 250 Städte gleichzeitig Jobmessen organisieren, auf denen den Besuchern eine konkrete Vorstellung von den Möglichkeiten vermittelt werden soll, die eine Übersiedlung in ein anderes Land oder ein Wechsel des Arbeitsplatzes bieten kann - sowie von den Instrumenten, die zur Verfügung stehen, um ihnen dabei zu helfen.

Ich begrüße die Schritte, die Finnland, Spanien, Portugal, Griechenland und Italien unternommen haben, um Einschränkungen der Freizügigkeit der Arbeitnehmer aus den acht mittel- und osteuropäischen Staaten aufzuheben, die der EU im Jahr 2004 beigetreten sind. Das bedeutet, dass heute bereits 18 von 25 Mitgliedsstaaten die Mobilität von Arbeitnehmern nicht mehr einschränken. Und ich möchte die anderen Länder ermutigen, diesem Beispiel zu folgen.

Mehr Fairness

Die Erfahrungen zeigen nämlich, dass die Mobilität von Arbeitnehmern aus den neuen EU-Mitgliedsstaaten zumeist positive Effekte hat. In einem von der EU-Kommission im Februar veröffentlichten Bericht wird betont, dass sie beim Abbau von Arbeitsmarktengpässen geholfen und zu einer besseren Wirtschaftsleistung beigetragen hat. Jene Länder, die seit Mai 2004 keine Einschränkungen mehr anwenden, (Großbritannien, Irland und Schweden) verzeichnen im Allgemeinen hohes Wirtschaftswachstum und einen Rückgang der Arbeitslosigkeit.

Darüber hinaus hat sich die Öffnung ihrer Arbeitsmärkte als effiziente Möglichkeit zur Einführung eines fairen Wettbewerbs erwiesen, indem sie die Beseitigung von Schwarzarbeit unterstützt und Sozialdumping verhindert. Ich bin überzeugt, dass die positiven Aspekte beruflicher Mobilität überwiegen, und möchte Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermaßen ermutigen, sie als Chance wahrzunehmen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.9.2006)