Wien - Nationalratsabgeordnete wollen "voll und ganz" oder "je nach Möglichkeit" Österreich besser machen. ParlamentarierInnen von ÖVP, SPÖ und den Grünen haben sich der "100 Vorschläge für ein besseres Österreich", die im Rahmen der Marathonlesung des neuaufgelegten Buchs "Sein Kampf - Antwort an Hitler" von Irene Harand im März 2005 entstanden sind, angenommen. Die Ideen stammen von 100 Prominenten, die an der Veranstaltung im Jubiläumsjahr teilgenommen hatten.

Entkommen

Irene Harand gab 1935 ihr Buch "Sein Kampf - Antwort an Hitler" im Eigenverlag und auf eigene Kosten heraus. Nach dem "Anschluss" 1938 wurde es in Salzburg öffentlich verbrannt, auf die Autorin setzten die Nazis ein Kopfgeld von 100.000 Reichsmark aus. Harand konnte jedoch nicht gefasst werden. Sie befand sich damals in Paris und London und flüchtete von dort in die USA, wo sie die Emigrationsorganisation Austrian Forum gründete und bis zu ihrem Tod 1975 leitete. 70 Jahre danach wurde das Werk vom Ephelant Verlag neu aufgelegt.

Idee

Die Lesung aus der Neuauflage fand im Vorjahr am 12. März - dem Jahrestag der Okkupation Österreichs 1938 - statt. Der Veranstalter und Herausgeber, Franz Richard Reiter, ersuchte damals die Teilnehmer, Vorschläge für ein besseres Österreich zu machen, die dann als Buch und DVD publiziert wurden. Danach übergab er allen Abgeordneten von ÖVP, SPÖ und Grünen je ein Buch und eine DVD mit der Bitte, jeder von ihnen möge sich zumindest eines Vorschlags annehmen.

Prammer und Glawischnig: "Verpflichtende Männerquoten"

Demnach übernahmen SP-Bundesfrauenvorsitzende Barbara Prammer und die Grüne Vizechefin Eva Glawischnig die Patronanz für die Vorschläge der Journalistin Elfriede Hammerl, die "gesetzlich verpflichtende Frauenquoten in den Aufsichtsräten von Aktiengesellschaften und in den Führungsetagen von Betrieben" sowie "gesetzlich verpflichtende Männerquoten auf dem weiten Feld der unbezahlten Arbeit" fordert.

Van der Bellen: "Wahrung der Menschenrechte"

Im Namen seiner Kollegen im Parlamentsklub nahm sich der Grüne Bundessprecher, Alexander Van der Bellen, unter anderem der Forderungen nach "Wahrung der Menschenrechte", "Abschaffung von Diskriminierung" und "Armutsbekämpfung durch eine sozial gerechte Einkommensverteilung" an.

Molterer: "Kinderverträglichkeitsprüfung"

VP-Klubobmann Wilhelm Molterer möchte "je nach Möglichkeit" den Vorschlag nach einer "Kinderverträglichkeitsprüfung" aufgreifen, mit der Entwicklungen im Staat und Gesellschaft auf ihre Konsequenzen für Kinder geprüft werden. Molterer kann sich auch für den Aufruf von Kammerschauspieler Helmut Lohner nach einem "toleranten Umgang miteinander" erwärmen ebenso wie für die Forderung von Wiener Schülern nach einem "verantwortungsvollen Umgang mit Tierversuchen".

Cap: "Festigung der republikanischen Kultur"

Nach Angaben von Reiter interessierte sich der geschäftsführende SP-Klubobmann, Josef Cap vor allem für den Vorschlag des französischen Politologen Michel Cullin, der die Schaffung eines "österreichisch-französischen republikanischen Jugendwerks zur Festigung der republikanischen Kultur" anregte. Die SP-Abgeordnete Christine Lapp will sich laut Reiter "voll und ganz" dafür einsetzen, dass "wir Rechte von Behinderten und andren benachteiligten Menschen nicht als Geschenk, sondern zusehends als selbstverständlich betrachten". (APA)