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Foto: APA/Roland Scheidemann
Wien - Der Herbst ist im Anmarsch und mit ihm sind auch wieder die Igel in den Gärten unterwegs. Durch den Futtermangel sind viele Tiere jedoch zu schwach, um allein überwintern zu können Die Jungen müssen vor dem Wintereinbruch zu 90 Prozent ausgewachsen sein und mindestens 500 Gramm, in Westösterreich sogar 700 Gramm wiegen, um die kalte Jahreszeit überstehen zu können. Sie ernähren sich unter anderem von Käfern, Insekten und Schnecken. Doch die vielen Industriegebiete und die Monokulturfelder schränken ihr Nahrungsgebiet ein, und so müssen sie bei Menschen überwintert werden. Auch von der Mutter im Stich gelassene oder erkrankte Junge müssen beherbergt werden.

Daher versuchen Tierliebende wie Margareta Smetana aus Wien-Meidling oder Helga Gössler aus Vasoldsberg in der Steiermark, um nur zwei der vielen HelferInnen zu nennen, die Tiere zu unterstützen. Margareta Smetana hilft Igeln mittlerweile seit 29 Jahren. Sie versorgt pro Jahr an die 250 Igel und berät Menschen, die Igel beherbergen. Zum Teil müssen die Tiere medikamentös behandelt werden, denn die stacheligen Gesellen haben oft Wurminfektionen und andere Erkrankungen des Verdauungstraktes. Als ehemalige Laborangestellte brachte sie die nötigen medizinischen Kenntnisse mit und ist in Österreich und Deutschland eine Anlaufstelle im Igelmetier.

Dachboden als Herberge

Helga Gössler aus der Steiermark setzt sich seit 14 Jahren für ihre Schützlinge ein und beherbergt etwa 50 Igel im Winter. Diese leben während dieser Zeit am Dachboden in Abteilen und finden ihren Auslauf in drei Freilandzonen. Sie umsorgt kranke, schwache und verletzte, sogar gelähmte Tiere und wird mittlerweile von Tierärzten um Rat gefragt. "Und das, obwohl ich am Anfang überhaupt keine Ahnung gehabt hab", sagte die Tierschützerin lachend.

Von finanziellen Sorgen wissen alle beide ein Lied zu singen: Sie haben bei den jeweiligen Bundesländern um Förderungen angesucht, doch keine erhalten. Ihre Tätigkeit wird es - so fürchten sie - bald nicht mehr geben, da das Geld für die Schützlinge fehlt. Die Anzahl der hilfsbedürftigen Tiere wird außerdem jedes Jahr größer und der Bestand wird immer kleiner. Der Westigel ist mittlerweile schon auf der roten Liste der gefährdeten Arten gelandet ...

Ernährungs-Tipps

Eine Anleitung zur Unterstützung der Säugetiere kommt vom Gründer des Vereins der "Igelfreunde" in Hallwang (Salzburg), Walter Kotulan, der sich seit 34 Jahren mit ihnen beschäftigt: Das Tier muss auf Krankheiten und Parasiten, wie Fliegeneier, Maden, Zecken und auf Verletzungen untersucht werden. Wenn ein Igel krank ist, hat er meistens einen Knick im Nacken, die so genannte Hungerfalte. Weiters können Abmagerung, trockene Augen und Nase oder schleimiger Ausfluss ein Anzeichen sein.

Quartier

Dann benötigt das Säugetier ein Quartier. Dieses sollte zwei Quadratmeter groß, etwa 50 Zentimeter hoch und mit Zeitungspapier dick ausgelegt sein. Eine umgestürzte Schuhschachtel in dem Gehege mit einem Loch dient als Schlafplatz. Das kleine Häuschen wird mit einem Stein beschwert. Anfangs - bevor der Igel Winterschlaf hält - sollte der Raum etwa 18 Grad haben und über Tageslicht und ausreichend Frischluft verfügen. Der "Gastgeber" sollte den neuen Lebensraum täglich säubern und die erste Woche den Igel eventuell auch mehrmals täglich mit Nahrung versorgen, rät Kotulan.

Nahrung

Gefüttert wird ein Igel mit rohem, faschierten Rindfleisch, Katzendosenfutter ohne Gelee, Fett oder Gemüse. Ab und zu können ihm auch gekochtes Geflügel oder Fisch vorgesetzt werden. Auch Obst frisst er - allerdings nur daumennagelgroße Stücke - darunter Avocado, Banane, Apfel, Kleie, Kalk, etwas Pflanzenöl und einmal wöchentlich ein tropfen Multivitamin. Niemals jedoch darf man ihm Milch zu Trinken geben, da es zu Verdauungsproblemen kommen kann. Bei Problemen jeglicher Art wie Futterverweigerung oder Erkrankungen ist unbedingt ein Arzt zu konsultieren.

Hat das nachtaktive Tier ein Gewicht von etwa 700 Gramm erreicht und zeigt es Bereitschaft zum Winterschlaf (Lethargie), steht dem nichts mehr im Wege. Dazu wird ein neues Platzerl benötigt. Der Raum sollte höchstens sechs Grad haben, trocken und dunkel sein. Mit reichlich Wasser, etwas Rosinen und gebrochenen Nüssen wird sich der Igel sicher wohl fühlen.

Ende des Winterschlafs

Zwischen Ende März und Mai wacht der Igel wieder auf und muss schnell sein Gewicht, das er während des Winterschlafs verloren hat, wieder aufholen. Spätestens Ende Mai, nach den Eisheiligen, muss das Tier ausgesetzt werden - am Besten dort, wo es gefunden wurde. Ist das nicht möglich, kann man es entweder im Garten aussetzen oder sein Schlafhaus samt neuem Freigehege dorthin verfrachten (besonders bei handaufgezogenen Säuglingen). Die ersten zwei, drei Wochen wäre es gut, zusätzliches Futter jeden Abend in sein "Heim" zu stellen, um ihm die Umstellung zu erleichtern. (APA)