Wien - Im Rahmen des Sommerfestes des P.E.N. Clubs kommenden Donnerstagabend (29. Juni) in Wien "riskiert" - so heißt es in der Einladung - Wolfgang Georg Fischer, der Präsident des österreichischen P.E.N., einen "kurzen Blick auf das zu Ende gehende Vereinsjahr 1999-2000". Obwohl sowohl er persönlich als auch der P.E.N. Club sich gegen die Politik der FPÖ gewandt hätten - so mit der Teilnahme an der Anti-Rassismus-Demonstration am 12. November 1999 am Wiener Stephansplatz oder mit einer "Ausländer rein"- Annonce - sei es nach der österreichischen Regierungsbildung im P.E.N. zu "bedauerlichen Polarisierungstendenzen" gekommen, meinte Fischer. Der P.E.N. sei dabei seinem Kurs treu geblieben, sich gemäß seiner Charta gegen Rassismus und Völkerhass zu äußern. "Heimstatt vieler möglicher politischer Meinungen" Die ausgetretenen Mitglieder hätten den P.E.N. aber "zu einem eher radikalen politischen Verein" machen wollen. Der P.E.N. sei aber "keine Kampforganisation", sondern "Heimstatt vieler möglicher politischer Meinungen". Vorwürfe, der Verein habe autoritäre und insbesondere Frauen gegenüber undemokratische Strukturen, wie sie die beiden ausgetretenen Vorstandsmitglieder Anna Mitgutsch und Utta Roy-Seifert, die vormalige P.E.N.-Vizepräsidentin, geäußert hatten, wies Fischer "vehement" zurück: "Die beiden Damen haben sich an den Flügel der Polarisierung gestellt." Zur Causa Peter Sichrovsky, gegen den Roy-Seifert einen Ausschluss-Antrag eingebracht hatte, soll laut Fischer möglichst schon im Herbst eine Podiumsdiskussion stattfinden. Sichrovsky hatte in einer Zeitschrift den Vorsitzenden der Israelischen Kultusgemeinde u.a. als "Berufsjude" bezeichnet. Es handelt sich für Fischer dabei aber um "persönliche Auseinandersetzungen", die "sozusagen vor das kleine Bezirksgericht gehören" und für den P.E.N. keinen Ausschließungs-Grund darstellen. Man werde aber nun untersuchen, ob der Schriftsteller und FPÖ-Parlamentarier in seinen Schriften und anderen Aussagen gegen die P.E.N.-Charta verstoßen habe. Der Vorstand habe dafür ein Gutachten über Sichrovskys 1999 erschienenes Buch "Der Antifa-Komplex. Das korrekte Weltbild" beim Londoner Rabbiner Albert Friedländer in Auftrag gegeben. Ein weiteres Gutachten bilde eine "höchst kritische und negative" Besprechung, die der ehemalige "Furche"-Redakteur Helmut Butterweck bereits vor der Ausschluss-Affäre im Organ der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, "Die Gemeinde", veröffentlicht habe. Noch nicht gefunden sind laut Fischer bisher die DiskussionsteilnehmerInnen. Butterweck etwa habe sich nicht bereit erklärt, seine schriftlichen Ausführungen in einer Diskussion nochmals darzulegen. Falls die Podiums-Diskussion nicht zustande komme, werde der Vorstand auf Grund der beiden Gutachten über einen eventuellen Ausschluss Sichrovskys abstimmen, erklärte Fischer. (APA)