Bild nicht mehr verfügbar.

Ließ das Gespräch mit dem engen Vertrauten von Premier Jaroslaw Kaczynski geheim filmen: Renata Beger, Abgeordnete der populistischen Partei "Samoobrona".

AP Photo/Alik Keplicz
Sie hat der polnischen Öffentlichkeit das "lüsterne Funkeln meiner Augen" geschildert. Nein, damit war nicht die Reaktion auf das Angebot der Regierungspartei PiS gemeint, auf ihre Seite zu wechseln. Renata Beger (48) sprach vom Sex, den sie liebe "wie das Pferd den Hafer". Auch wenn sie in diesem freimütigen Geständnis gegenüber einer Boulevardzeitung das eheliche Intimleben beschrieb, schockierte sie damit nicht wenige ihrer katholisch geprägten Landsleute.

Jetzt hat die Parlamentsabgeordnete der "Samoobrona" (Selbstverteidigung) einen neuen Skandal ins Rollen gebracht. Und dieser bedeutet möglicherweise den Anfang vom Ende der polnischen Zwillingsrepublik, die von den Brüdern Jaroslaw, dem Regierungschef, und Lech Ka-czynski, dem Staatspräsidenten, beherrscht wird. Mit einem geheim gedrehten Video dokumentierte Renata Beger das Offert der Kaczynski-Partei, ihr einen Seitenwechsel mit Posten und Barem zu lohnen.

Dass die üppige Dunkelblonde zum Objekt der (politischen) Begierde wurde, ist wohl kein Zufall. Einerseits ist Begers Ruf nicht der beste. Wegen Fälschung von Unterschriften auf den Unterstützungslisten vor der Parlamentswahl 2001 wurde sie im vergangenen Juni zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt, bisher allerdings nicht rechtskräftig.

Andererseits spielt Beger in der Partei des Populisten und Exkommunisten Andrzej Lepper eine Schlüsselrolle. Nachdem sich die als Bauerngewerkschaft gegründete Samoobrona zur politischen Partei gewandelt hatte, wurde Beger Vizevorsitzende in der Region Wielkopolska (Großpolen) und danach Generalsekretärin. Ihre ersten politischen Sporen hatte sie sich bei der Organisation von Straßenblockaden im Winter 1999 verdient.

In ganz Polen wurde sie als Mitglied des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Korruptionsaffäre um den Filmproduzenten Lew Rywin bekannt. Dabei fiel sie vor allem durch Fragen auf, die zeigten, dass sie von der Materie wenig Ahnung hatte. Das galt auch für andere Bereiche. So nannte sie UN-Generalsekretär Kofi Annan im Fernsehen Annan Kofan. Aber den Vorwurf der Ungebildetheit wollte Renata Beger nicht auf sich sitzen lassen.

Mit 46 Jahren holte sie 2004 die Matura nach. Derzeit studiert sie extern Politikwissenschaften. Als viertes von fünf Kindern eines Bahnaufsehers im Dorf Silno hatte sie nach der Grundschulausbildung sofort eine Arbeit gesucht. Mit 16 wurde sie schwanger und heiratete. Die 20 Hektar große Landwirtschaft, die sie später mit ihrem Mann führte, machte wegen stark steigender Kreditzinsen infolge der marktwirtschaftlichen Reformen Bankrott. Das trieb Beger in die Arme Leppers. (Josef Kirchengast/DER STANDARD, Printausgabe, 29.9.2006)