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"Die Grünen haben abgeräumt." So freute sich die Vizechefin der Abräumer-Partei, Eva Glawischnig, Sonntagabend nach den ersten Hochrechnungen in der mit Grün-Anhängern gesteckt vollen "Remise", der grünen Wahlparty-Location im zweiten Wiener Gemeindebezirk, über die vorhergesagten Stimmenzugewinne. Das Rennen um Platz drei sah Glawischnig noch nicht verloren. Auf jeden Fall habe man Grund zu feiern.

Die Grünen wurden in den ersten Schätzungen zwischen 9,6 und 9,9 Prozent gehandelt 2002: 9,5 Prozent). Die erste Sora-Hochrechnung im ORF wies für die Grünen 9,8 Prozent der Stimmen aus, die zweite schon 10,3 Prozent - beide Male hinter der FPÖ. Das grämte zu diesem Zeitpunkt niemanden besonders. Denn ihr großes Wahlziel, Platz drei, haben die Grünen ohnehin relativ unaufgeregt schon in den letzten Tagen des Wahlkampfs leise etwas verkleinert und vorrangig von erhofften Zugewinnen gesprochen. Die haben sie denn auch sicher geschafft.

Hoffen auf grün-affine Wahlkarten

Glawischnig zeigte sich überzeugt davon, dass die Grünen die Zehn-Prozent-Grenze auf jeden Fall überspringen werden, damit seien die österreichischen Grünen "Europameister" und ein Vorbild für viele Grüne international. Das Wahlergebnis interpretierte die grüne Frontfrau als "ganz deutliche Abwahl der bisherigen Regierung", mit dem "Allmachtkanzlerteam und dem Machtrausch der ÖVP" sei es damit vorbei, meinte Glawischnig.

Grünen-Bundesgeschäftsführerin Michaela Sburny hatte das grüne Leitmotiv für den Wahlabend bereits nach der ersten Hochrechnung um 17 Uhr vorgegeben. Sie freute sich über das Erreichen von "zwei Wahlzielen: Wir werden die Zehn-Prozent-Marke leicht überschreiten, und das ist das beste Ergebnis, das die Grünen je gehabt haben." Auch Sburny wollte Platz drei zu diesem Zeitpunkt noch nicht ad acta legen: "Im Augenblick liegen wir hinter der FPÖ. Aber wir haben nach der Auszählung der Wahlkarten immer noch ein Mandat dazugewonnen, und zwar immer von der FPÖ." Die klare Abgrenzung gegen die "Hetze" der FPÖ sei wichtig und richtig gewesen.

Der einzige Grün-Politiker in einer schwarz-grünen Landesregierung, Oberösterreichs Grünen-Chef und Umweltlandesrat Rudi Anschober, zeigte sich nach der ersten Hochrechnung optimistisch: "Wir werden bundesweit die FPÖ überholen und den dritten Platz schaffen." Auch er setzt auf grün-affine Wahlkartenwähler. "Ein Endergebnis wird es wahrscheinlich erst am Mittwoch geben", glaubte Anschober, "wir sind bei den Wahlkarten erfahrungsgemäß sehr, sehr stark." Auf jeden Fall gehe er davon aus, dass das Ergebnis auf Bundesebene "mit Sicherheit zweistellig sein wird".

Auch Grünen-Parteichef Alexander Van der Bellen war bei seiner Stimmabgabe am Vormittag im bürgerlichen, schwarzen Bezirk Währing noch voller Optimismus: "Wir haben die Chance, das beste Ergebnis in der Geschichte der Grünen zu erzielen." Eine ältere Dame hat für dieses Ziel alles getan, was in ihrer Macht stand - sie gab ihre Stimme den Grünen und outete sich Van der Bellen gegenüber als Grün-Fan und -Unterstützerin: "Ich hab Sie grad gewählt und bin stolz darauf. Und ich habe auch Stimmung in meiner Umgebung für die Grünen gemacht", sagte ihm die Frau "aus dem Ennstal".

Sicherheitshalber fügte Van der Bellen aber an, "dass es leicht möglich ist, dass die Parolen der FPÖ gegriffen haben". Die Grünen auf Platz drei, vor der FPÖ, wären vor allem "kulturpolitisch wichtig", argumentierte Van der Bellen, der von vornherein eines klarstellte: Er wird weitermachen. "Denn das wäre ja das Neueste, dass man sich bei Zugewinnen solche Gedanken macht." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.10.2006)