Schnee in einer Winterlandschaft, für Franz gibt es nichts Schöneres. So wie auf Pieter Bruegels Gemälde, das im Wiener Kunsthistorischem Museum, seinem Arbeitsplatz, hängt: Eine Gruppe von Jägern stapft dort mit ihren Hunden durch den tiefen Schnee, vor ihnen liegt ein Dorf, das ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit vermittelt. Wenn Franz nach Hause kommt, erwartet ihn dort niemand mehr. Und auch sein Beruf ist weniger heldenhaft, als der, den die Männer auf dem Bild ausüben. Franz lebt davon, Werke zu kopieren, die andere, berühmtere Männer vor ihm gefertigt haben.

 

Es ist die Liebe zum Detail, die Franz für seine Arbeit als Kopist auszeichnet. Außerhalb des Museums macht sie sein Leben jedoch nur komplizierter. Die Ruhe, die er fürs Malen braucht, kommt ihm auch im Alltag zunehmend abhanden. Ständig steht etwas oder jemand ihm und seinem Glück im Weg, stört die Banalität einer konsumorientierten Welt seine Kreise.

Statt der alten Meister in der Gemäldegalerie starren ihn draußen grotesk hässliche Werbeplakate an, eine Supermarktkette ist allgegenwärtig und scheint alle Orte, die er mag, unter sich zu begraben. Im Inneren des verhassten Kaufhauses herrscht eine Geschwätzigkeit, die dem wortkargen Franz zuwider ist: Der Aufruf zum Konsum wird hier in Poesie fragwürdiger Qualität verpackt – „alles Gute von der Pute ...“

Er, der große Kunstwerke des Abendlandes vor der Vergänglichkeit bewahren soll, steht den Veränderungen in seinem Leben ratlos gegenüber. Bis Lärm und Ungerechtigkeit ihm schließlich unerträglich werden: anstatt Vergangenes in seinem Idealzustand zu konservieren, greift Franz aktiv ins Geschehen ein. Er probt den Aufstand mit Aktionen, die eine in die Krise geratene Männlichkeit auf die Spitze treiben: bewaffneter Überfall, Brandstiftung, Widerstand gegen die Staatsgewalt – das alles in historischer Kriegskostümierung. Dazu ein Mädchen als Loveinterest, das bestenfalls volljährig ist.

Heimkehr der Jäger bleibt in sicherer Entfernung zu seiner Hauptfigur, dieser Distanz verdankt die Geschichte von Entfremdung und Vereinsamung ihre absurdkomischen Momente.

Der Film bemüht Museum und Stadt als Gegensatzpaar, stellt Leidenschaft und Alltag, Kunst und Konsum, Stillleben und Straßenlärm, den „Turmbau zu Babel“ und die Baustelle zu Wiens modernstem Einkaufszentrum einander gegenüber.

Visuell beginnen diese beiden Welten zu verschmelzen, wenn eine malerische Ästhetik auf alltägliche Bilder übertragen wird. Das Niemandsland vor der ungarischen Grenze wird so zu einem Stück Landschaftsmalerei, im Interieur eines Gasthauses findet man Motiv und Figuren von Bruegels „Bauernhochzeit“ wieder. Der Blick des Künstlers und Nostalgikers Franz erweist sich dann nicht als Flucht in eine Fantasiewelt, sondern vielmehr als Bereicherung für die bestehende.

Aki Beckmann, freie Filmjournalistin, DJ und Mitarbeiterin am Institut für Theater-, Film und Medienwissenschaft/Wien