Kenzo-Duftchefin Odile Lobadowsky

Foto: Kenzo

In diesem Flakon ist Asien drin, beziehungsweise das, was man sich im Westen gemeinhin darunter vorstellt. Der Duft Kenzo Amour ist eine Zusammenstellung aus Frangipani- und Kirschblüten, Weihrauch, Vanille und Weißem Tee, die Werbekampagne ein einziges Fernweh samt sattgrünen Reisfeldern, rauschenden Palmenwäldern und pastellfarbenen Tempelanlagen. Und die Flakons von Disigner Karim Rashid? Sie gießen unsere Vorstellung von Fernostasien in eine Form. Und die ist natürlich schlicht, elegant und schön. Die Idee für die verpackung stammt übrigens vom Engländer und ORF-Logo-Gestalter Neville Brody.

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der Standard: Wie kreiert man einen erfolgreichen Duft?

Odile Lobadowsky: Am Anfang muss eine Idee stehen. Man braucht eine Idee für eine Kreation, mit der man die Absicht verfolgt, eine Geschichte zu erzählen. Und das kann nur eine Geschichte sein, die ein positives Gefühl vermittelt. Man muss etwas erschaffen, das mit dem Herzen verstanden wird, nicht mit dem Kopf. Die wahre Intention hinter einem Produkt ist für die Leute immer durchschaubar. Deshalb kann es nicht die Absicht sein, Geld machen zu wollen. Geld ist dann die Konsequenz daraus, wenn es gelingt, etwas Echtes zu kreieren.

der Standard: Welche Rolle spielt der Duft selbst dabei?

Lobadowsky: Der Duft muss die Geschichte nacherzählen, das ist ganz wichtig. Und es ist ein langer, langer Prozess, bis man einen guten Duft hat. Aber ein guter Duft allein genügt nicht. Damit die Leute ein Parfum zum ersten Mal kaufen, muss sie die Geschichte drumherum berühren. Dann kommt der Duft ins Spiel. Er ist der Grund dafür, warum man ein Produkt ein zweites und drittes Mal erwirbt.

der Standard: Also zuerst kommt Marketing, dann der Geruch?

Lobadowsky: Nein, nicht Marketing. Kreation. Marketing ist ein Kochrezept, Kreation ist ein Geschenk - das ist ein wesentlicher Unterschied.

der Standard: Viele Konzerne promoten ihre Düfte ganz einfach und nicht erfolglos mit prominenten Gesichtern. Was halten Sie davon?

Lobadowsky: Starkult entspricht überhaupt nicht unserer Philosophie. Wir glauben daran, dass Kenzo für jeden gemacht ist. Jeder fühlt gleich wichtig. Wir verstehen uns als alternative Marke und bevorzugen deshalb eine andere, ursprünglichere Herangehensweise.

der Standard: Designer wie Neville Brody oder Karim Rashid, mit denen Kenzo zusammenarbeitet, sind aber auch nicht völlig unbekannt?

Lobadowsky: Wir arbeiten ja mit den Leuten nicht zusammen, weil sie bekannt sind. Sondern weil sie gut sind. Der Ausdruck unserer Idee muss sich auch am Design des Produkts festmachen lassen. Und dafür braucht es gute Leute.

der Standard: Wie lange dauert es von der Idee bis zur Lancierung eines neuen Parfums?

Lobadowsky: Zwei Jahre. Eine kleine Gruppe, meistens drei oder vier Leute, arbeitet in dieser Zeit intensiv an dem Produkt.

der Standard: Womit beschäftigt sich Ihr Team während dieser Zeit am meisten?

Lobadowsky: Die größte Schwierigkeit liegt darin, etwas wirklich Interessantes zu schaffen und gleichzeitig wahrhaftig mit der Philosophie der Marke umzugehen. Aber wir hatten das Glück, dass sich unser letzter großer Frauenduft, Flower byKenzo, den wir 2000 lanciert haben, erfolgreich auf dem Markt verhalten hat. Deshalb konnten wir uns mit einem neuen Duft Zeit lassen. Immer dann, wenn ein Parfum erfolgreich ist, hast du die Möglichkeit abzuwarten.

der Standard: Pünktlich zu jeder Saison werden Dutzende von neuen Düften präsentiert. Ist der Markt übersättigt?

Lobadowsky: Mir liegt es fern, die Regeln des Marktes zu diktieren. Jeder bemüht sich, das auf dem Markt abzusetzen, was der Markt zulässt. Aber es fällt auf, dass unter den 50 Produkten, die jährlich präsentiert werden, höchstens ein oder zwei wirklich kreative Sachen sind.

der Standard: Gibt's Konkurrenten, die Kenzo Parfum besonders genau beobachtet?

Lobadowsky: Wir stehen grundsätzlich im Wettbewerb mit allen Produkten, die sich auf dem Markt befinden. Man kann sich immer nur bemühen, ein tolles Produkt zu kreieren. Alles andere entscheiden die Konsumenten. (Carolin Giermindl/Der Standard/Rondo/06/10/2006)