Firefox 2.0

Nun ist es auch offiziell - nach drei Release Candidates und ein paar Monate später als der ursprünglich anvisierte Termin ist es soweit: Mit Firefox 2.0 steht die neue Version des Open Source-Browsers zum Download bereit. Die - sowohl nach oben als auch nach unten deutlich abgesicherte - Nummer 2 am Browser-Markt will mit neuen Features weitere Web-BenutzerInnen für sich gewinnen, und so das seit seinem Auftauchen ungebrochen anhaltende Wachstum fortsetzen oder gar noch beschleunigen.

Zeitenwechsel

Freilich hat man es mittlerweile nicht mehr ganz so einfach wie noch im November 2005, als mit Firefox 1.5 die letzte Major Release freigegeben wurde. Denn damals war die größte Konkurrenz noch der Internet Explorer 6 - und damit ein Browser, den selbst viele Microsoft-MitarbeiterInnen recht unverhüllt als hoffnungslos veraltet bezeichnet haben. In der Zwischenzeit hat aber nun Microsoft nachgelegt, der Internet Explorer 7 wurde vor wenigen Tagen veröffentlicht, und bringt jede Menge Neuerungen mit sich. Zumindest im Windows-Umfeld ist die Konkurrenz also wieder härter geworden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Feinschliff

Doch die EntwicklerInnen des Mozilla-Projekts sind in der Zwischenzeit natürlich auch nicht auf der faulen Haut gelegen, und haben ihrem Browser eine Reihe von neuen Features verpasst, die das Surfen angenehmer gestalten sollen. Vieles davon sind vor allem Optimierungen an schon bestehenden Features, immerhin ist ja eines der grundlegenden Konzepte - und damit auch Erfolgsgeheimnisse - des Firefox die Konzentration auf ein möglichst ungestörte Web-Erfahrung. Die UserInnen sollen nicht mit Menüeinträgen und - zumindest für die Masse - nicht relevanten Features erschlagen werden - dafür gibt's ja dann noch immer den umfangreichen Pool an Erweiterungen.

Tabbed

Dementsprechend hat man sich zu einigen Detail-Änderungen am Tabbed Browsing entschlossen, die sich aber im Alltagseinsatz als äußerst hilfreich erweisen. So hat man das ganze Modell des Tabbed Browsing ein Stück dem Opera angenähert: Jeder einzelne Tab trägt nun einen Close-Button - nützlich etwa um Tabs, die sich gerade im Hintergrund befinden schnell zu schließen - außerdem öffnen sich neue Seiten per Default in Tabs anstatt in neuen Fenstern.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Overflow

Eine Lösung hat man auch für das bekannte "Tab-Overflow"-Problem gefunden, das bisher dazu führte, dass bei zu vielen geöffneten Seiten leicht der Überblick verloren ging. In so einem Fall werden die Tabs jetzt nicht mehr bis zur Unkenntlichkeit verkleinert, statt dessen gibt es zwei Scroll-Buttons, die bei der Navigation zu weiteren Seiten helfen. Außerdem gibt es einen weiteren Knopf, über den sich alle offenen Seiten in einem Drop-Down-Menü anzeigen und direkt anwählen lassen.

Undo

Ein kleines aber wichtiges Feature für alle, die gerne mal unabsichtlich eine Seite schließen: Die "Undo Close Tab"-Funktion hilft dabei, solche Ausrutscher rückgängig zu machen. Zu Erreichen ist das per Rechtsklick auf einen der verbliebenen Tabs, über das History-Menü gibt es eine ausführliche Liste aller zuletzt geschlossener Tabs.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Suchen

Ein weiteres zentrales Feature des Firefox ist fraglos das Suchfenster rechts neben der URL-Zeile. Ins sprichwörtliche Auge stechen dabei die leichten Änderungen am grundsätzlichen Erscheinungsbild des Ganzen.

Sortiert

So wird die aktive Suchmaschine nun nicht nur als Icon dargestellt, sondern ist auch in dezentem Grau beim Suchfenster hinterlegt - zumindest solange, bis man eine Anfrage startet. Wichtiger aber zweifelsohne die Möglichkeit die installierten Suchmaschinen endlich vernünftig zu verwalten: Über einen neuen Dialog lassen sich nicht nur weitere Dienste hinzufügen oder entfernen - auch die Reihenfolge kann geändert werden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Vorschläge

Bei einigen Suchmaschinen - etwas Google und Yahoo - gibt es zusätzlich die Möglichkeit, dass bereits während des Eintippens - basierend auf den populärsten Suchanfragen anderer BenutzerInnen - direkt im Browser Vorschläge unterbreitet werden. Wer das nicht mag, kann dieses Feature freilich auch deaktivieren.

Backend

Doch auch im Hintergrund hat sich einiges getan: So unterstützt man für die Suchmaschineneinträge nun das OpenSearch-Format, das auch der Internet Explorer 7 zum Einsatz bringt. Dieses ermöglicht, neben dem bereits oben erwähnten "Suggest"-Feature, dass entsprechende Such-Plug-Ins auf Webseiten automatisch erkannt und angeboten werden. Alternativ kann auch weiterhin das alte Mycroft-Format - das auf Apples Sherlock basiert - zum Einsatz gebracht werden, aber eben ohne die zusätzlichen Möglichkeiten.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Phishing

In Zeiten, in denen betrügerische Attacken auf Online-Banking-KundInnen mittlerweile zum leidvollen Teil des Internet-Alltags gehören, bekommt der Schutz vor entsprechenden Angriffen natürlich eine immer höhere Priorität. So ist es nur logisch, dass der Firefox 2 mit einem Phishing-Schutz ausgestattet wurde.

Auswahl

Aktivieren lässt sich das Ganze über den dazu gehörigen Einstellungsdialog. Hier steht entweder der Abgleich der besuchten Seite mit einer regelmäßig aktualisierten, lokal abgespeicherten, Blacklist von gefährlichen Domains oder mit den aktuellsten Online-Informationen von Google zur Verfügung. Wer Privacy-Bedenken hat - immerhin wird bei zweiterem praktisch das ganze Surfverhalten an den Suchmaschinenexperten übermittelt - ist mit dem lokalen Service besser dran. Das Online-Angebot hat dafür den Vorteil immer etwas aktueller zu sein.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Googles Hände

Dass hier ausgerechnet Google das entsprechende Online-Service anbietet, ist natürlich kein Zufall: Der Anti-Phishing-Filter basiert auf der bisher von Google extern angebotenen Safe Browsing-Extension. In Zukunft will man im Firefox noch weitere Alternativen anbieten, derzeit ist aber Google das einzige zur Auswahl stehende Service.

Umsetzung

Vor der Aktivierung gilt es also noch dem Lizenzvertrag des Suchmaschinenexperten zuzustimmen. Trifft man danach auf eine für Phishing-Attacken bekannte Webpage, blockiert der Firefox den Zugriff auf diese: Die eigentliche Seite wird abgedunkelt, zusätzlich erscheint ein Warndialog der vor der akuten Gefährdung warnt. Wer will kann sich nun weitere Informationen holen oder auch so verwegen sein, die Warnung zu ignorieren.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Extensions

Neu hinzugekommen ist der Add-Ons-Manger: Dieser fasst die bisherigen Dialoge für Extensions und Themes in einem Dialog zusammen. Das Erweiterungssystem wurde mit der neuen Version übrigens auch ein weiteres mal verbessert, konkret soll vor allem die Sicherheit erhöht worden sein, auch die Lokalisierung eigener Extensions soll nun leichter durchführbar sein.

Disclaimer

In diesem Zusammenhang wie immer auch der Hinweis, dass noch nicht alle Erweiterungen auf die neue Firefox-Version portiert wurden. Auch wenn die Mozilla-EntwicklerInnen sich aktiv bemüht haben, die einzelnen AutorInnen zu einem Update zu bewegen, so mag doch noch das eine oder andere Tool fehlen. Diejenigen Extensions, die den Firefox 2 noch nicht unterstützen, werden beim erste Start der neuen Version vorübergehend deaktiviert.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Nachrichten

Deutlich verbessert präsentiert sich der Newsfeed-Support: Statt wie bisher einfach "nur" die Möglichkeit zu bieten, RSS-Feeds und Co. als "Live Bookmarks" einzubinden, gibt es jetzt einen Vorschaumodus, der weitere Informationen zum jeweiligen Feed bietet.

Auswahl

Dort kann dann auch entschieden werden, wie mit dem Feed weiter verfahren werden soll. Sei es durch die gewohnten Live Bookmarks, die Einbindung in diverse Anwendungen, oder das Abonnieren für einen Web-basierten Feed-Reader. Von Haus aus stehen dabei der Google Reader, My Yahoo und Bloglines zur Auswahl.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Spell-Check

Kommen wir zu einem heiklen Thema: Rechtschreibung.

Der Firefox hat in der Version 2 einen eingebauten Spell Checker spendiert bekommen, der bei allfälligen Schwächen in diesem Bereich hilfreich zur Seite steht. Vor allem für das schnelle Tippen in Foren und Co. sehr nützlich, immerhin will man ja nicht immer gleich zur Korrektur auf eine Textverarbeitung wechseln.

Möglichkeiten

Weitere Wörterbücher können als Extensions eingebunden werden, falsch geschrieben Begriffe werden wie gewohnt rot unterstrichen, auch Vorschläge zu einzelnen Wörtern sind über das Kontextmenü verfügbar. Wer das Ganze als zu starken Eingriff in den eigenen orthographischen Fantasiereichtum begreift, kann die Funktionalität natürlich auch deaktivieren.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Zusammengefasst

Eine neue Idee sind hingegen die - in den Vorversionen von Firefox 2.0 noch unter dem sperrigeren Titel "Microsummaries" gehandelten - "Live Titles": Diese sind eine spezielle Art von Lesezeichen, die die wichtigsten Informationen einer Seite zusammenfassen. Auf diese Weise lassen sich etwa aktuelle Schlagzeilen im Bookmark-Bar anzeigen.

Unterstützung

Dazu müssen allerdings die Webseiten auch eine ensprechende Zusammenfassung anbieten, eine Reihe von Beispielen dafür listet man auf der Mozilla-Seite. Alternativ dazu können auch eigene "Generators" geschrieben werden, die die nötigen Infos aus "normalen" Webseiten extrahieren.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Session Saver

Den Weg von einer Erweiterung in das Hauptprogramm hat hingegen der Session Saver gemacht. Falls es mal zu einem Absturz des Programms kommen sollte (oder der Strom ausfällt), werden beim nächsten Start die zuvor geöffneten Webpages auf Wunsch erneut automatisch geladen.

Details

Die Funktionalität kommt übrigens auch beim Updaten von Erweiterungen oder des Browsers selbst zum Einsatz, wer hier den empfohlenen Neustart des Browsers durchführt, bekommt in Folge den Session Saver zu Gesicht. Einen vollständigen Session Saver, bei dem auch gezielt Gruppen von Seiten erstellt werden können, hat man hingegen nicht implementiert, wobei allerdings ohnehin nicht die Frage ist, ob dies nicht eher eine Power-User-Anwendung ist, die besser in einer Erweiterung untergebracht ist.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Misc

Neben den "sichtbaren" neuen Features gab es natürlich auch einige Verbesserungen an der dem Browser zugrunde liegenden Technologie. So wird nun etwa Javascript 1.7 unterstützt, hinzugekommen ist der Support für die WHATWG-Spezifikation "Client-side session and persistent storage" und der SVG-Support kann nun auch mit Texten auf Kurven umgehen. Die Rendering Engine basiert zwar noch auf der selben Code-Linie wie Firefox 1.5, trotzdem sind auch in diesem Bereich wieder einige Optimierungen vorgenommen worden, die den Browser ein Stück schneller machen sollten. Und der Vollständigkeit halber für die, denen es nicht ohnehin schon aufgefallen ist: Der Firefox 2 hat ein neuen Default-Look verpasst bekommen.

Fazit

Wirklich "große" Neuerungen hat der Firefox 2 - im Vergleich mit der letzten Major Release - zwar nur wenige zu bieten, allerdings finden sich eine ganze Menge von Detailverbesserungen und nützlichen kleineren Features, die das alltägliche Surfen komfortabler werden lassen. Ein Update auf die neue Version lohnt also allemal.

Download

Firefox 2 kann für Windows, Linux und Mac OS X von der Seite des Herstellers heruntergeladen werden, dabei stehen 37 Sprachvarianten zur Auswahl. Mittlerweile gibt es auch bereits eine offizielle Ankündigung, in den Release Notes finden sich weitere Details. Die Auto-Update-Funktion des Browser sollte die BenutzerInnen in den nächsten Tagen über die neue Version informieren.

Zukunft

Unterdessen ist die Entwicklung der nächsten Major Release bereits in vollem Gange. Diese soll dann unter anderem eine neue Grafik-Engine aufweisen und noch im ersten Halbjahr 2007 verfügbar sein. (Andreas Proschofsky)

Screenshot: Andreas Proschofsky