Madrid - Aus Angst vor Ausschreitungen von Hausbesetzern hat Spanien ein Ministertreffen der Europäischen Union in Barcelona kurzfristig abgesagt. Das für die kommende Woche vorgesehene Treffen der für den Wohnungsbau zuständigen EU-Fachminister in Barcelona werde aus Sicherheitsgründen auf einen späteren Zeitpunkt verlegt, teilte der spanische Innenminister Alfredo Perez Rubalcaba am Dienstag mit.

Die Madrider Regierung sei damit einer Empfehlung der Polizei gefolgt. Zu dem informellen Ministertreffen hatten mehrere Gruppen aus der Hausbesetzer- und Autonomenszene zu Protestkundgebungen aufgerufen. "Bei der Sicherheit ist Vorbeugen besser als Heilen", sagte der Innenminister. Bei dem Treffen, das für den 16. und 17. Oktober geplant war, hatten die EU-Minister über Wohnungspolitik und Stadterneuerung beraten wollen.

Die Polizei hatte ihre Empfehlung zu einer Verschiebung des Treffens damit begründet, dass in Barcelona eine politisch gespannte Atmosphäre herrsche, weil in der kommenden Woche auch der Wahlkampf für die am 1. November anstehende Regionalwahl in Katalonien beginne. Erst in der vorigen Woche hatten Demonstranten aus der Hausbesetzerszene bei einer Kundgebung gegen ein Bauvorhaben in der Altstadt von Barcelona randaliert und erhebliche Schäden angerichtet.

"Wir haben keine Angst vor den Randalierern", sagte ein hoher Polizeibeamter. "Aber wir wollen den Gewalttätern in den Medien nicht zu einer Publizität verhelfen, die sie nicht verdienen." Die Polizei räumte ein, dass die Hausbesetzer die Absage des Ministertreffens als Erfolg feiern könnten. "Dies ist jedoch das kleinere Übel", hieß es.

Beim EU-Gipfeltreffen im März 2002 war es in der katalanischen Metropole zu schweren Ausschreitungen und zu Straßenschlachten zwischen Polizisten und Demonstranten gekommen. (APA/dpa)