Mehr Rückenwind brauchen erneuerbare Energien in Österreich. Um die Kioto-Ziele zu erreichen und um Energie-Import- Abhängigkeiten abzubauen.

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Wien - Die nächste Regierung, wie immer sie aussieht, muss sich verstärkt einer Energiepolitik zuwenden, die einerseits Energiesparpotenziale nutzt und andererseits mehr auf erneuerbare Energien setzt, fordern Organisationen wie Greenpeace, IG Windkraft und Biomasseverband. Durch das im Frühjahr novellierte österreichische Ökostromgesetz seien nämlich die Fortschritte der vergangenen Jahre zunichte gemacht worden; Österreich sei von einem Stromexport- zu einem Importland geworden, das jährlich Energie um rund acht Milliarden Euro einführt.

Novellierung nach deutschem Vorbild gefordert

Dieser Novellierung müsse möglichst bald eine weitere Reparatur des Gesetzes folgen, fordern die Organisationen, am besten nach deutschem Vorbild (siehe auch Artikel "So effizient wie Steinkohle"). Beim deutschen Ökostromgesetz wurden im Jahr 2000 die Einspeisetarife für Ökostrom für 20 Jahre fix geregelt. In Österreich hingegen wurde mit der Novellierung vom Frühjahr sowohl nach Output als auch nach Fördersumme gedeckelt. Außerdem fallen auch neu zu errichtende Erdgas-Kraftwerke in das Ökostromgesetz, die wie Anlagen für erneuerbare Energien gefördert werden. Der Verbrauch an Erdgas wird deshalb um ein Drittel steigern.

Bernhard Lötsch, Direktor des Naturhistorischen Museums, sieht bei der derzeitigen "Öko"-Energiepolitik einen zu starken Schwerpunkt auf Wasserkraft. "Wenn das so weitergeht, ist kein Bach mehr sicher", sagt er und verweist auf 60 neue Wasserkraft-Projekte allein in Tirol. Der Ausbau der Wasserkraft sei zwar nach dem Krieg wichtig gewesen, "aber eine rechtzeitige Einbremsung auch", meint Lötsch.

Mehr Verbrauch

Ein Dorn im Auge ist den Umweltorganisationen und Ökostromerzeugern der insgesamt steigende Stromverbrauch in Österreich, dem nur durch verpflichtende Energieeffizienz bei Wohnbau und Objektsanierung Einhalt geboten werden kann, erklärt Stephan Grausam vom Biomasseverband.

Diese Energieverbrauchszuwächse hat auch schon die EU kritisiert. Im heurigen Sommer wies EU-Energiekommissar Andris Piebalgs darauf hin, dass sich Österreich vom Kioto-Ziel wegbewegt. Nach dem Kioto-Ziel hat sich Österreich zur Anhebung des Stromanteils aus erneuerbaren Energien auf 78,1 Prozent bis 2010 verpflichtet. Faktum sei, so der Umweltdachverband, dass der Anteil erneuerbarer Energien innerhalb von vier Jahren von 23,2 auf 21,5 Prozent abgesackt ist. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.10.2006)