Scolik: "Schauspieler-Nationalmannschaft"
"Die Zielgruppe ist Österreich" ließ Scolik am hohen, umfassenden Anspruch keinen Zweifel ("Im Reich der Reblaus" erreichte bis zu 1,01 Mio. Zuseher), und dafür hat man eine fast unglaubliche Besetzung aufgeboten. "Wir haben die Besten versammelt", meinte Scolik, "eine österreichische Schauspieler-Nationalmannschaft, die jederzeit bei Welt- und Europameisterschaften mithalten kann."
Tatsächlich ließe sich wohl leichter anführen, wer vor der Kamera von Thomas Kürzl nicht auftaucht. Nina Proll, Johannes Silberschneider, Franziska Weisz und Michou Friesz halten etwa die Ehre der Arbeiterschaft hoch, Roland Düringer bietet einen intriganten, widerlichen Wendehals aus dem Bilderbuch, Harald Krassnitzer und August Zirner sind personifizierte Gutmenschen unterschiedlicher Religionen und Helmut Berger spielt einen unverbesserlicher adeliger Ex-Nazi, der nun eine Landtags-Karriere versucht.
Generationsübergreifend
Noch die kleinste Rolle ist (u.a. mit Dorothee Hartinger, Lavinia Wilson, Nicholas Ofczarek, Adele Neuhauser, Martin Brambach und Wolf Bachofner) exquisit besetzt. Und weil es "ein dynastischer Film ist, der über die Generationen geht" (Mis), stehen zwei Väter an der Seite ihres Nachwuchses vor der Kamera: Erwin Steinhauer spielt einen einst gefeierten Schauspieler, der sein vergebliches Glück im Kellertheater versucht und bei Tortenschlachten im Fernsehklamauk endet, sein Sohn Matthias Stein ("Das 'hauer' hab ich weggegeben") bietet eine Talentprobe als Jungmusiker Charlie, der in Hamburg "beinahe" mit den Beatles spielt und statt in die große, weite Welt lieber heim nach Simmering fährt. Fritz Karl dagegen, der als kommunistischer Drucker von Sicheritz wenig Farbe bekommen hat, konnte am Set stolz die Arbeit seiner Kinder Aaron und Josefin verfolgen.
Sittengemälde