Martin Treberspurg

Foto: STANDARD/Robert Newald

Andreas Sommer

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Georg Pilarz

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Wolfgang Reithofer

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Drei Wege zur Modernisierung alter Gebäude beschreibt Architekt Martin Treberspurg , der an der Universität für Bodenkultur "ressourcenorientiertes Bauen" unterrichtet.
  • Totale Altbausanierung. In diesen Fällen wird eine neue Fassade gebaut und das Wohnhaus auf eine Weise umgestaltet, "dass Sie das alte Gebäude nicht mehr erkennen werden", sagt Treberspurg.

  • Versteckte Altbaumodernisierung. Oft in Schutzzonen angewendet, wird die Fassade erhalten, aber dahinter ein neues Gebäude hineingebaut.

  • Dialog zwischen Alt und Neu. Diese beim Ausbau öffentlicher Gebäude oft angewandte Technik sei im Wohnbau selten, fügte Treberspurg hinzu.

    Ziel sei, stets eine massive Reduktion des Energiekonsums unter Einhaltung ästhetischer Kriterien zu erreichen, betonte der Öko-Architekt, der zuletzt durch den Bau des Schiestlhauses auf dem Hochschwab, das Passivhausstandard hat, Schlagzeilen gemacht hat. Im Neubau sei die Erreichung solcher Standards leichter als bei der Sanierung, glaubt Treberspurg. Hilfreich ist für ihn dabei die EU-Gebäuderichtlinie.

    Andreas Sommer: Klären, ob Abriss nicht günstiger wäre

    Die Wohnrechtsnovelle 2006 habe den Gemeinnützigen die für das Reconstructing notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen in die Hand gegeben, behauptete Andreas Sommer, Abteilungsleiter für Wohnrecht und Wohnungswirtschaft im Wirtschaftsministerium, in seinem Vortrag auf dem Wohnsymposium.

    Den seit dem Inkrafttreten der Novelle am 1. Oktober müssen die Bauträger vor großen Sanierungen klären, "ob Abriss und Neubau für die Bewohner nicht kostengünstiger wäre", betonte Sommer. Sollte man zu diesem Schluss kommen, dann könne dies vor Gericht festgeschrieben werden. Das hätte zwar keine rechtliche Bindung, könnte aber bei der Überzeugung von skeptischen Bewohnern nützlich sein.

    Auch die öffentliche Unterstützung durch die Wohnbauförderung sei für Reconstructing-Projekte äußerst hilfreich, betonte der Rechtsexperte. Nur eines aber habe der Gesetzgeber nicht aus der Welt geschafft: die Notwendigkeit, dass alle Bewohner eines Wohnhauses zustimmen, bevor das Gebäude abgerissen werden kann.

    Georg Pilarz: Erfolgreiche Absiedelung in Leonding

    Wie ist es der Giwog gelungen, die Bewohner der Wohntürme auf dem Harter Plateau in Leonding vom Vorteil des Abrisses und der Übersiedlung zu überzeugen? Giwog-Chef Georg Pilarz erklärt dies mit politischer Rückendeckung und einer frühen Einbindung der Betroffenen.

    Der damalige Wohnbau-Landesrat Erich Haider "sah die Hochhäuser als soziale Zeitbombe, und nicht ohne Grund", berichtete Pilarz dem Wohnsymposium. Viele Bewohner waren in einer Notsituation hingezogen, es gab Vandalismus und Kriminalität. Deshalb entschied sich die Giwog, auf eine Revitalisierung zu verzichten und auf Reconstructing zu setzen.

    "Wir hatten eine intensive Beziehung zu den Bewohnern und haben ihnen die Modelle gezeigt, wie die Zukunft aussehen wird", erzählte Pilarz. "Die Übersiedlung kam in Schritten, und alle Zusagen über die Qualität der neuen Wohnungen wurde eingehalten." Dies habe sich rasch herumgesprochen. Anfangs waren 35 Prozent gegen den Abriss, schließlich stimmten 92 Prozent für eine Übersiedlung (siehe dazu Artikel Buntes Leben statt Hochhaustristesse).

    Wolfgang Reithofer: Ein Katalog, der auch 30 Jahre hält

    Ein Plädoyer für mehr Qualität im Wohnbau kam von Wolfgang Reithofer, dem Generaldirektor des Ziegelkonzerns Wienerberger. Mit dem wachsenden Wohlstand würden auch die Ansprüche ans eigene Heim steigen, betonte Reithofer. Jede Generation benötige jedoch "einen aktualisierten Anforderungskatalog".

    So sei vor 20 Jahren das Passivhaus kein Thema gewesen, heute aber fast schon normal. "Man muss immer überlegen, ob das, was wir heute bauen, auch in 20 oder 30 Jahren den Anforderungen genügen wird", fügte Reithofer hinzu. Ob die notwendigen Standards eher durch Sanierung oder durch Neubau erreicht werden, müsse von Fall zu Fall entschieden werden, glaubt der Wienerberger-Chef. Reconstructing sei oft sinnvoll, aber eines müssten seine Befürworter anerkennen, warnt Reithofer: "Man kann sich vieles wünschen, aber nicht alles realisieren. Bestehende Verträge können nicht durch Zwang gelöst werden, sondern nur durch Überzeugung. Man muss mit den Besuchern einvernehmlich eine Lösung herbeiführen, nur dann ist sie realisierbar." (ef, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.10.2006)