Die Toten der Michaelergruft – aus der Sicht von Mo Häusler...

Foto: Standard/Mo Häusler

... und Stefan Nützler.

Foto: Standard/Stefan Nützler
Wien – Immer wieder stiegen sie in den dämmrigen Untergrund hinab, um malend festzuhalten, was mit Fotografien nur kaum darstellbar wäre: Die Würde, den Frieden, aber auch den Verfall der Mumien in der Wiener Michaelergruft. Für die bereits zweite Staffel der "Gruftbilder", die 2005 und 2006 entstanden, konnte die Initiatorin Alexandra Rainer diesmal fünf junge internationale Künstler gewinnen, die sich dem Thema höchst unterschiedlich angenähert haben: Seien es nun der Österreicher Boris Koller und der Norweger Jan-Ove Tuv, die beide betonen, keine Künstler, sondern "Kitschmaler" zu sein. Oder die Österreicherin Mo Häusler, der Kanadier Andrew Judd und der gebürtige Bayreuther Stefan Nützel. Sie alle bringen den verdrängten Tod auf unterschiedlichste Weise an die Oberfläche; die einen konzentrieren sich auf die Särge, die anderen auf die Mumien – aber auch hier zeigen sie die Toten einmal friedlich, gelöst, das andere mal krass, fratzenhaft. Oder gar wie Koller, der gleich eine nackte Frau zur Mumie legt. "Trost" nannte er dieses Bild. Doch stets ist diese künstlerische Auseinandersetzung mit dem Tod auch eine Reflexion des Lebens; für Alexandra Rainer ist "das Bewusstmachen der Vergänglichkeit eine Bereicherung des Lebens". Nicht zuletzt deshalb nennt Pater Peter von der Michaelerkirche die Gruft auch gerne "Biotop". 30 Prozent des Erlöses der Bilderkommender Gruftsanierung zugute. (frei/D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 21./22.10. 2006)