Geschlechterpolitik
Blondinen beim Schach
Erste "Schach-Weltmeisterschaft für Blondinen" verstärkt Vorurteile und Klischees
Linz - Was passiert, wenn eine Blondine Schach spielt? Vermutlich nichts anderes, als wenn sich eine Brünette, Schwarzhaarige oder
überhaupt ein Mann am königlichen Spiel versucht. Genau das wollen die Veranstalter der "Ersten Blondinen-Schach-Weltmeisterschaft"
beweisen, die am 12. August in Linz stattfinden soll. Im Vorfeld sorgt die Veranstaltung bereits für böses Blut. Köpfe nicht nur außen ziemlich hell
Die "Schach-WM", an der - wie bei der Wahl der Miss Blond am Samstag in Velden - nur Blondinen teilnehmen dürfen, soll im Restaurant
"Josef Stadtbräu" im altehrwürdigen Palais des Kaufmännischen Vereins an der Linzer Landstraße über die Bühne gehen. In der Ankündigung
ist zu lesen, die Damen würden mittels des Schachspiels beweisen können, "dass ihre Köpfe nicht nur außen ziemlich hell sind".
Lustig
Ein Dutzend Anmeldungen von schachbegeisterten Blondinen gibt es schon, die Veranstalter rechnen in den kommenden Wochen noch mit
zahlreichen weiteren Bewerberinnen. Immerhin gibt es für die "blonde Weltmeisterin" 10.000 Schilling sowie eine Reise nach Schweden. Der
Initiator und Gastronom Günter Hager sieht die Sache vor allem von der "lustigen Seite" und er sagt: "Wer es als Diskriminierung der Frau
versteht, der versteht keinen Spaß."
Das weist die Frauenbeauftragte des Landes Oberösterreich, Brigitte Lohnecker, entschieden zurück: "Ich habe sehr wohl Humor,
aber ich finde es nicht humorvoll, sich auf Kosten irgend eines äußeren Merkmals über jemanden lustig zu machen." Sie habe keinerlei
Verständnis für Veranstaltungen wie diese "Schach-Weltmeisterschaft für Blondinen", so Lohnecker, "dadurch werden nur Vorurteile und
Klischees verstärkt". Im Übrigen habe sie noch nie "einen Witz über einen blonden Mann gehört, der dümmer als andere sein soll", so die
Frauenbeauftragte. (APA)