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Wie lange noch wird man unbekümmert den Heizkörper aufdrehen können? Alternativen bieten Sonnenkraft und nachwachsende Rohstoffe.

Fotos: Cremer, dpa, Czaja; Collage: Beigelbeck
Beim Thema Wohnungsheizung lassen Öl und Gas immer mehr Bauherren und Architekten kalt. Steigende Preise und sinkendes Prestige animieren sogar schon die Bauträger, mit alternativ beheizten Projekten den Markt zu erobern: Gut für die Umwelt, gut fürs Image.

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Die Schanigärten sind eingeklappt, der erste Schnee ist gefallen, und damit ist der unverfroren warme Altweibersommer endgültig vorbei. So mancher, der wegen schlechter Wärmedämmung und undichter Kastenfenster schon vor Wochen zum Thermostat greifen musste, wird den einen oder anderen Gedanken an die nächste Heizrechnung verschwendet haben. Nein, auch heuer wird sie nicht niedriger ausfallen, die steigenden Öl- und Gaspreise des letzten Jahres lassen noch Schlimmeres vermuten.

Einige Häuslbauer und Planer sind schon zur Vernunft gelangt, ihre Vorbildwirkung heizt die Nachfrage an. Sogar die Wohnbauträger sind in der Zwischenzeit im Zugzwang und können dementsprechende Konzepte anbieten – zumindest im frei finanzierten Bereich, denn im geförderten Wohnbau sind derartige Angebote in der Regel nur schwer finanzierbar.

Der Bauträger Kallco hat in Wien Liesing eben eine Wohnhausanlage mit Pelletsbeheizung und Bauteil-Aktivierung fertig gestellt, im fünften Wiener Gemeindebezirk bietet man sogar ein kleines Wohnhaus mit Wärmepumpe und Erdwärme-Tiefensonde an. Geschäftsführer Winfried Kallinger: "Natürlich ist das ökologische Bewusstsein im Steigen begriffen, aber allzu sehr setzen sich die Wiener damit leider nicht auseinander." Einen möglichen Grund dafür sieht Kallinger in der Fernwärme Wien, die in den Augen der städtischen Bevölkerung das ökologische Spektrum bereits zu Genüge abdecke. "Und so haben wir uns auf eine kleine Klientel mit spezifischen Wünschen spezialisiert."

Ökodenker Häuslbauer

Anders sieht es natürlich im Eigenheimbau aus. Wo keine Fernwärme-Leitungen unmittelbar vor der Haustüre vorbeilaufen, muss man die Ökologie eben selbst in die Hand nehmen. "Immer mehr Kunden interessieren sich für Hackschnitzelanlagen oder Wärmepumpen", so Wieland Moser vom technischen Büro Käferhaus aus Langenzersdorf, "inzwischen sehen wir bei 80 bis 90 Prozent der eingesetzten Heizenergiequellen von fossilen Brennstoffen ab."

Aktuellen Zahlen zufolge lässt sich mit den Holzwinzlingen rund die Hälfte der Brennstoffkosten einsparen, die Amortisationsdauer des alternativen Systems ist daher gering. Bei absehbar stabilen Pelletspreisen sind die Investitionen für Kessel und Installation nach weniger als zehn Jahren abgebüßt.

Auch aus der Sicht des Haustechnikplaners ist das ökologische Umdenken nicht nur auf den Bereich der Einfamilienhäuser beschränkt. Gerade rüstet man in Wien Döbling eine Wohnhausanlage mit einem Wärmebedarf von 250 Kilowatt um. Ab sofort wird – ganz nach dem Motto "Öltank raus, Pelletstank rein" – auf den traditionellen Brennstoff Holz gesetzt. Fernab vom knisternden Gemütlichkeitsfaktor am offenen Kamin werden in Form gepresste Säge- und Hobelspäne, die einmal jährlich per Lkw geliefert werden, im Kellergeschoß lautlos und unsichtbar verheizt.

Das Motiv Umweltschutz nimmt zu

Auch wenn der erhoffte finanzielle Vorteil als Hauptmotivation gilt, wenn es darum geht, herkömmlichen Beheizungsarten die kalte Schulter zu zeigen, werden die Verbraucher zunehmend auch von ihrem (schlechten) Gewissen gegenüber der Umwelt getrieben. "Etwa der Hälfte unserer Auftraggeber ist der ökologische Aspekt ein Anliegen, da spielt nicht nur der schnöde Mammon die Hauptrolle", berichtet Moser aus der Praxis.

Seine Empfehlung sind Wärmepumpen, die ähnlich wie ein Kühlschrank funktionieren – mit der Ausnahme, dass hier eben die warme Seite des thermodynamischen Kreislaufs genutzt wird. Als Quelle dienen Grundwasser, Erdreich oder schlicht und einfach Außenluft, deren gespeicherte Wärme etwa mittels Wärmetauscher oder Erdsonden entzogen wird.

Heizen mit Wasserstoff

Eine Prognose für die Zukunft: Selbst wenn der serienreife Wohnbau noch weit davon entfernt ist, könnte schon bald mit Wasserstoff geheizt werden. In der Automobilindustrie konnte man schon genügend Erfahrungen sammeln, auf diesen langsam rollenden Zug springt nun die Baubranche auf. Hier wie dort bietet die Brennstoffzellen-Technologie erhebliche Effizienzvorteile gegenüber der reinen Verbrennung. Dicker Wermutstropfen: Wasserstoff wird zurzeit leider noch aus Erdgas gewonnen, da beißt sich die Öko-Katze in den eigenen Schwanz. (Christoph Warnke, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4./5.11.2006)