Österreich arbeitet mit dem Schwerpunktland Bhutan besonders im Umweltbereich zusammen. Es geht um sanften Tourismus oder saubere Energie. Das Besondere an der Entwicklungskooperation: Das Himalaya-Königreich weiß genau, was es will und braucht.

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Thimphu/Wien - Am Anfang waren - auch - die Haflinger. Und wie das in der Entwicklungszusammenarbeit mitunter so ist, war es ein Versuch-und-Irrtum-Verfahren: Die Haflingerpferde erwiesen sich als zu dick und zu gefräßig für die Berge Bhutans. Die Haflingerautos dagegen haben heute noch einen guten Ruf in dem Himalaya-Königreich. "Very good cars", heißt es in Thimphu allenthalben. Damit und mit Studentenaustauschprogrammen begann in den 1980er Jahren die Entwicklungspartnerschaft zwischen Österreich und Bhutan.

Das Ungewöhnliche an der Zusammenarbeit war, dass nicht Wien auf Thimphu zukam und seine Dienste anbot, sondern die Bhutaner selbst Österreich aktiv ansprachen. Berge, Tourismus, eine selten schöne Natur - es gibt viele Strukturähnlichkeiten, in Thimphu hatte man das Gefühl, dass man von Österreich etwas lernen könne. Und in den vergangenen Jahren hat sich diese Zusammenarbeit - bestimmt von den Entwicklungsleitlinien des Königreichs aus dem Konzept des Bruttosozialglücks (Gross National Happiness) - vor allem in Umweltfragen intensiviert.

Denn die buddhistischen Bhutaner wollen nicht nur ökonomische Entwicklung fördern, sondern sie gehen die Sache ganzheitlich an. Die Bürger sollen nicht nur ein BIP-Wachstum, sondern auch ein erfülltes Leben haben. Und unabdingbare Voraussetzung dafür ist eine intakte Umwelt, auf deren Basis ihr Auskommen und ihre Entwicklungschancen gesichert sind.

Österreich bringt sein Know-how vor allem in vier Bereichen ein: im Energiesektor, im Tourismusbereich, in Aufforstungsprojekten und in der Hochgebirgsgeologie. Im Jahr 2003 betrugen die Finanzmittel dafür gut drei Mio. Euro.

Für den Energiebereich hat die bhutanische Regierung entschieden, dass das ganze Land bis 2020 elektrifiziert sein soll. Einerseits soll damit der Brennholzverbrauch der Bevölkerung verringert werden, andererseits ist Strom im wasserreichen Königreich ein gutes Exportprodukt für das energiehungrige Indien.

Erst im vergangenen Jahr wurde die Unterstufe des 64-MW-Fließwasserkraftwerkes Basochhu in Betrieb genommen. Das 50-Millionen-Projekt wurde von österreichischen Unternehmen (VA Tech, Alpine Mayreder, Alstom und Verbundplan) gebaut und von den Bhutanern selbst finanziert. Basochhu deckt 60 Prozent des bhutanischen Energiebedarfs, das Werk wird ausschließlich von Bhutanern betrieben. Ein weiteres, ungefähr doppelt so großes Projekt wird von einem österreichischen Ingenieursbüro bereits geplant.

In Sachen Fremdenverkehr setzt Bhutan auf sanften, hochpreisigen Tourismus (siehe Wissen). Die österreichische Entwicklungszusammenarbeit hat an einem Tourismusmasterplan mitgewirkt, außerdem hilft sie bei der Ausbildung von Fachpersonal und investiert in die Renovierung und Erhaltung von Kulturdenkmälern (etwa der Klosterburg Trongsa Dzong).

Die nachhaltige Nutzung des bhutanischen Waldes und die Prävention von verheerenden Gletscherseeausbrüchen wird ebenfalls gefördert. Die Uni für Bodenkultur Wien und das Institut für Geologie der Unis Wien und Innsbruck arbeiten an den Projekten mit. (Christoph Prantner/DER STANDARD, Printausgabe, 7.11.2006)