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Marina Mahler, Enkelin von Alma und Gustav

FOTO: APA / GUENTER R. ARTINGER

Wien – Gerbert Frodl, Direktor der Österreichischen Galerie Belvedere, wird derzeit parallel um zwei Kommentare gebeten: Wie, wird einerseits angefragt, beurteilt er die Empfehlung der Rückgabebeirates vom vergangenen Mittwoch, Edward Munchs Gemälde "Sommernacht am Strand" an Marina Mahler, die Enkelin von Alma und Gustav Mahler zu restituieren. Andererseits wird Frodl nach seiner Meinung zu den aktuellen Klimt-Auktionsrekorden befragt.

Munch betreffend gibt es den offiziellen Statements seines Pressesprechers Klaus Pokorny nichts hinzuzufügen: "Wir sind Verwalter dieser Kunstwerke und respektieren natürlich jede Entscheidung in dieser Hinsicht". Aus kunsthistorischer Sicht bedeute der Entschluss, das Gemälde zu restituieren, "natürlich einen großen Verlust für die Sammlung. Gleichzeitig ist aber klar, dass die Entscheidungen des Restitutionsbeirates voll zu akzeptieren sind."

Selbstredend auch, was die Empfehlung zur Rückgabe des Rosenstillebens von Wilhelm Trübner an die Erben nach Alice und Carl Bach betrifft. Das Gemälde sei ohnehin schon seit längerem nur mehr "auf Abruf" im Haus gewesen, sagt Frodl, und äußert gleichzeitig die Hoffnung "auf einen Weg", das Bild der Österreichischen Galerie erhalten zu können. Zumindest ist anzunehmen, dass ein Trübner im Versteigerungsfall nicht in Klimt'sche Höhen klettern würde. Die aktuelle Preisentwicklung hält Gerbert Frodl für "absolute Hysterie", deren Folge – allein schon ob der Versicherungssummen – ein "Aus" der Museen wäre.

Wohin das führen soll, bzw. wie weit sich die Preisspirale noch hochtreiben lässt? Gerbert Frodl geht davon aus, dass es offensichtlich ausreichend "Gewinn an den Börsen gibt, Geldreserven, die irgendwo investiert werden müssen". Einem möglichen Crash des Kunstmarktes müsste demnach ein Börsencrash vorausgehen. Oder aber, formuliert Frodl eine wohl von vielen gehegte Hoffnung, "die Lage beruhigt sich".

Dazu bedürfte es wohl nur eines Spitzenbildes, das die Erwartungen der Auktionäre nicht erfüllt. Ein im Vergleich zum aktuell angebotenen "Portrait Angel Fernández de Soto" wirklich guter Picasso etwa, der liegen bliebe, könnte für angemessene Abkühlung und Entspannung in den Museen sorgen. (Markus Mittringer / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.11.2006)