Kurios: Gerade der "Fluch der Karibik" hat Wind in die Segel der alten ÖGB-Fregatte gebracht. Kurs: "Eine der modernsten Gewerkschaften Europas." Tatsächlich wurde fleißig gerudert, seit der Bawag-Skandal an die Oberfläche kam. Eine Mitgliederbefragung und Teilprojektgruppen haben jede Menge Reformvorschläge gebracht.

Allein: Die Mitglieder wurden zwar befragt, doch ihre Antworten konnten gar nicht in die Endberichte der Reformgruppen einfließen, weil diese großteils schon vor dem Ende der Umfrage fertig gestellt waren. Dass diese Endberichte nur einem kleinen Personenkreis innerhalb des ÖGB zugänglich gemacht, und nicht etwa auf der Homepage www.oegbreform.at (wozu gibt es die dann überhaupt?) veröffentlicht wurden, lässt vermuten, dass die ÖGB-Spitze die Reformdiskussion von Seiten der Basis wenn nicht bremsen, dann zumindest (zu ihren Gunsten?) bündeln will. Gaukelt hier der Captain seiner Crew die Mitbestimmung nur vor, um selbst am Ruder zu bleiben?

Der ÖGB sollte nach der Causa Bawag wissen, dass es zu nichts führt, wenn man in Hinterzimmern über die Köpfe seiner Mitglieder hinweg entscheidet. Die Mitglieder sollten in Zukunft noch mehr mitreden dürfen, weil der ÖGB mangels Bawag-Dividende schließlich nur mehr durch ihre Beiträge am Leben gehalten wird. Eine offene(re) und offensivere Reform, die in aller Öffentlichkeit unter möglichst großer Mitgliederbeteiligung diskutiert wird, ist angesagt. Ansonsten könnte das Schiff bald untergehen, wobei der Captain wohl eher der erste als der letzte sein würde, der von Bord geht.

(Von Rainer Schüller )