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"Entdecker" Alfred Weidinger unter der Allegorie der Musik, die er zu großen Teilen Klimt zuschreibt: "Er war ein Schönmaler, aber mitunter im Detail sehr anklagend".

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Das Palais Sturany wurde von den bekannten Ringstraßenarchitekten Fellner & Helmer als Wohnhaus für den Hofbaumeister Johann Sturany 1874-1880 errichtet.

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Laut dem Geschäftsführer der Bundesimmobiliengesellschaft Christoph Stadlhuber (re.) kann man nicht quantifizieren wie sehr die "wiederentdeckten" Gemälde den Marktwert des Gebäudes steigern.

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Wien – "Man erkennt es an der Wangenlinie und am Knie", erklärt Kunsthistoriker Alfred Weidinger mit Blick zur Allegorie der Musik, "Gustav Klimt war eher ein Schönmaler, aber mitunter im Detail sehr anklagend". Bei einer eilig anberaumten Besichtigung am Samstag (nur zwei Tage nach der letzten großen Auktion von Klimt-Werken in New York) präsentierte der stellvertretende Albertina Direktor gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) Christoph Stadlhuber stolz die "wiederentdeckten" Deckengemälde im neobarocken Wiener Innenstadt-Palais Sturany am Schottenring.

Um eine "Neuentdeckung" handelt es sich freilich bei den vier, verschmutzen aber sonst gut erhaltenen Eckmedaillons von Tanz, Musik, Theater und Poesie im Salon der Beletage nicht. Dass Gustav Klimt, Student im zweiten Jahr, diese gemeinsam mit seinem Bruder Ernst und Franz von Matsch fertigte (zusammen begründeten sie die "Künstlerkompanie"), ist altbekannt. Das verrät uns ganz rasch das Internet und ein Blick in den "Dehio", dem Verzeichnis österreichischen Kunstdenkmäler. Klimt zugeschrieben wird dort die "Musik", seinem Bruder Ernst der Tanz und Franz von Matsch die beiden Medaillons der Poesie und des Schauspiels. Weidingers Zuordnungen sind ähnlich, genaueres will er nach einer eingehenden Analyse sagen.

Das "Besondere" im Haus

Von einer "Wiederentdeckung" kann man wohl nur sprechen, weil sich bisher niemand so recht für die Arbeiten interessiert hat. "Die Hausverwalter haben gewusst, dass da was Besonderes im Haus ist", berichtet Stadlhuber. Erst Weidinger, der seit 1988 an einem Oeuvre-Katalog zum malerischen Werk arbeitet und deswegen "jedem Hinweis nachgeht", hat die BIG auf die Bedeutung des Deckengemäldes hingewiesen. Diese will nun in rund 5.000 Häusern ihres Immobilienbestandes, bisher nicht verzeichneten Kunstbestände inventarisieren.

Das fehlende Interesse an den gold gerahmten Gemälden der Stuckdecke begründet Weidinger mit Lücken in der Klimt-Forschung. Das grafische Werk Klimts sei von der Albertina gut aufgearbeitet, bei den Gemälden habe man sich "stets auf die Hauptwerke konzentriert", bedauert Weidinger. Die Arbeiten sind kunsthistorisch auch "nicht besonders bedeutend", gesteht er. Schließlich handele es sich bei den damals auf den frischen Putz geklebten Werken um eine "Studenten-Arbeit". Die Arbeiten auf Leinwand, die sich nun leider zum Teil ablösen, würden dennoch schon gewisse Qualitäten zeigen und ließen erahnen, was kommen wird.

Interessanter sei jedoch der Umstand, dass die malerische Ausstattung des Salons der erste Auftrag für die "Künstlerkompanie" war. Für die "Kompanie" folgten Aufträge für die Deckengemälde der Feststiege im Burgtheater, für das Bukarester Nationaltheater oder die Therme in Karlsbad .

"Der goldene Palais"

Ungleich bedeutsamer sind die Arbeiten allerdings für den Mietwert des Gebäudes, das die BIG nach dem Auszug ihres Langzeitmieters, der Katholisch-Theologischen Fakultät vor wenigen Wochen binnen der nächsten vier Monate wieder auf den Mietmarkt werfen will. Das Palais am Ring sei nun nur noch in Kombination mit den "Klimts", die abgenommen "vielleicht einen Liebhaberpreis von 100.000 Euro" erzielen könnten, zu haben. Wie sehr das den Marktwert des Gebäudes steigert, kann man laut Stadlhuber nicht quantifizieren.

Um die Verwertung braucht man sich nicht sorgen, erklärt BIG-Sprecher Ernst Eichinger gegenüber dem STANDARD. So ein "Klassiker" in Toplage am Ring vermiete sich relativ leicht. Für Unternehmen mit repräsentativem Anspruch würden die Klimt-Gemälde nun noch die gewisse "Einzigartigkeit" beisteuern. (Anne Katrin Feßler, Langfassung eines Artikels erschienen in DER STANDARD, Printausgabe, 13.11.2006)