Wien - Die größte Gewerkschaft, jene der Privatangestellten, und die älteste, jene der Drucker, fusionieren kommenden Donnerstag. Zu dieser Gelegenheit wird am Bundesforum der GPA eine Resolution abgesegnet, in der noch mal Druck in Sachen Reform des Gewerkschaftsbunds gemacht werden soll, erklärten Vorsitzender Wolfgang Katzian und seine Stellvertreterin Dwora Stein bei einer Pressekonferenz Montag Vormittag. Stoßrichtung der Privatangestellten und Drucker ist, künftig die Einzelgewerkschaften aufzulösen und stattdessen einen starken ÖGB mit untergeordneten Wirtschaftsbereichen zu etablieren.

Stein warb für das Modell mit dem Argument, dass weiterhin im Gewerkschaftsbund "inhaltliche, strategische und auch personelle Defizite" beständen. Jetzt solle man die Chance ergreifen, sich in diesen Bereichen neu aufzustellen.

Wie die Resolution nach Vorstellung der künftigen GPA-DJP genau aussehen soll, wurde von Stein und Katzian noch offen gelassen. Allerdings wird definitiv ein Bekenntnis zu einer künftigen Einheitsgewerkschaft abgelegt, die jedoch nicht sofort sondern schrittweise umgesetzt werden sollte, wie die Spitzen der Privatangestellten-Gewerkschaft betonten. Anders als die Beamten-Gewerkschaft will man in der GPA keinesfalls mit einem Austritt drohen, auch wenn sich derzeit keine der anderen Teilorganisationen den Vorstellungen von Katzian und co. anzuschließen gedenkt.

Weiter sehen wird man vermutlich nach dem heutigen ÖGB-Präsidium, in dem die Reform nochmals durchgeackert wird. Beschlüsse wird es laut Katzian zur neuen Struktur aber noch keine geben. Die BAWAG, deren Verkauf in die Endphase geht, wird in diesem Präsidium noch kein Thema sein, hier könnte dem Vernehmen nach in der nächsten Woche getagt werden.

Die jetzt unmittelbar bevorstehende Fusion wird von GPA und Druckern als "erstes Signal" in Richtung einer Einheitsgewerkschaft gesehen. Der Chef der Drucker-Gewerkschaft Franz Bittner sah eine "Vorbild-Wirkung" allein dadurch, dass sich hier eine Arbeiter- mit einer Angestelltengewerkschaft zusammenschließe. Hiermit könne einerseits mehr gegenseitiges Verständnis erzeugt werden, andererseits aber auch so manche "verkrustete gewerkschaftliche Struktur" aufgebrochen werden. Auch Zentralsekretär Gerhard Hennerbichler sprach von einer "sachdienlichen" Zusammenführung.

Heiße Eisen

Inhaltlich will sich die GPA in den nächsten Jahren einiger heißer Eisen annehmen. Katzian verwies etwa auf Anträge beim Bundesforum, die sich für eine Erhöhung der Nettoersatz-Rate beim Arbeitslosengeld auf 70 Prozent aussprechen, auf den Wunsch nach der Etablierung einer bedarfsorientierten Mindestsicherung zum Zweck der Armutsbekämpfung und die weitere bestehende Forderung nach Arbeitszeitverkürzung. Auf europäischer Ebene plädiert die Privatangestellten-Gewerkschaft für Maßnahmen gegen Steuer-Dumping mittels einer einheitlichen Mindest-KöSt.

Besonders annehmen möchte sich die GPA in den nächsten Jahren auch jenen Bereichen, die bisher gewerkschaftlich nicht entsprechend vertreten waren, den prekären Arbeitsverhältnissen. Um die ausgegebenen Ziele durchzusetzen, will man sich zwar weiter der Sozialpartnerschaft bedienen, ungeachtet dessen aber auch verstärkte Kampfbereitschaft demonstrieren, wie Katzian nahelegte: "Wir wollen die Präsenz im öffentlichen Raum stärken."

Das Bundesforum der GPA wird bereits Dienstag Abend offiziell eröffnet, am Mittwoch stehen als Höhepunkte die Wiederwahl von Katzian zum Vorsitzenden sowie der Beschluss der Anträge und Resolutionen auf dem Programm. Am Donnerstag kommt es dann offiziell zur Fusion von Privatangestellten und Druckern zur GPA-DJP, in der gut 290.000 Mitglieder vertreten sein werden. (APA)