Nicht einmal der aktuelle Politstillstand könne der Konjunktur etwas anhaben, glauben Wirtschaftsforscher.

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Wien - Wirtschaftsforscher Ewald Walterskirchen hält die heimische Konjunktur für derzeit sehr robust: "Wir haben im Moment einen Exportboom, und weil die Kapazitäten ausgelastet sind, auch einen Investitionsboom. Das wird weder von der deutschen Mehrwertsteuer noch von langwierigen Regierungsverhandlungen abgebremst", sagt der Wifo-Experte angesichts der am Dienstag von seinem Institut vorgelegten "Schnellschätzung" der Daten für das dritte Quartal in Österreich zum Standard. Nachsatz: "Ein neues Budget müsste aber bald erstellt werden."

Laut Wifo-Schätzung wuchs das heimische Bruttoinlandsprodukt von Juli bis September um real 3,3 Prozent im Vergleich zum dritten Quartal des Vorjahres, in Relation zum Vorquartal (April bis Juni 2006) betrug der Zuwachs inflations- und saisonbereinigt 0,9 Prozent. "Die Impulse der Außenwirtschaft übertrugen sich auf die Inlandsnachfrage. Vor dem Hintergrund des anhaltend lebhaften Wachstums in der Industrie wurden die Investitionen neuerlich stark ausgeweitet", erklärte das Wifo.

Weltwirtschaft im Aufschwung

Obwohl die Dynamik in den USA abebbt, befindet sich die Weltwirtschaft nach wie vor im Aufschwung. Dazu tragen die Schwellenländer weiterhin erheblich bei, heißt es weiter. Nach dem kräftigen Wachstum im zweiten Quartal ist die Entwicklung im Euro-Raum von Optimismus geprägt, die Stimmungsindikatoren der Europäischen Kommission zeigen einen anhaltenden Aufwärtstrend. In Deutschland liegen die Industrieproduktion und der Auslastungsgrad des produzierenden Gewerbes deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. Die Expansion der Wirtschaftsleistung stütze sich nun wieder auf eine verstärkte Binnennachfrage.

Das Wachstum wird neben der Exportwirtschaft verstärkt von der Binnennachfrage getragen. Vor allem die Investitionen ziehen an - und hier besonders die Ausrüstungsinvestitionen, die seit Jahresbeginn in Schwung kamen.

Hingegen entwickelt sich das Wachstum des Konsums der privaten Haushalte seit Jahresbeginn stabil (jeweils plus 0,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal). Im Vorjahresvergleich betrug der Anstieg im dritten Quartal real 1,9 Prozent.

Deutsche Wirtschaft

Auch die deutsche Wirtschaft ist im Sommer gewachsen und wird die wegen der Mehrwertsteuererhöhung erwartete Delle voraussichtlich gut überwinden. Dank Konsumfreude legte das BIP im dritten Quartal um 0,6 Prozent im Vergleich zum Frühjahr zu.

Das Wachstum in der Eurozone hat sich zwischen Juli und September verlangsamt: 0,5 Prozent zu, nach 0,9 Prozent im zweiten Quartal. Im Vergleich zum dritten Quartal des vergangenen Jahres betrug das Wachstum in der Eurozone 2,6 Prozent. (szem, APA, dpa, Reuters, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.11.2006)