Die Glöckler in Oberndorf halten sich an die thematische Vorgabe vom "Stille-Nacht-Land" Salzburg: Ruhe

Foto: SalzburgerLand
Irgendwie geht sich natürlich immer ein Jubiläum aus. Selbst in Salzburg, wo es im Freud-Jahr mindestens 250 Gründe gab, neben Mozart alles andere zu verdrängen. Auf den zugegebenermaßen jugendlich wirkenden Sechziger des Salzburger Adventsingens wollte man aber bewusst nicht vergessen, ist die Veranstaltungsreihe vom 1. bis zum 17. Dezember im großen Festspielhaus doch nach den Festspielen selbst bereits der zweitwichtigste Grund, sich dort anschauen zu lassen. Parallel besungen wird die vorweihnachtliche Ankunftszeit aber auch heuer wieder von der Mnozil-Brass-Truppe, die musikalisch dazu die eigentlich brisanten Fragen stellt: Etwa "Wie kann Brasilien ohne Andachtsjodler existieren?"

Selbst dem Export-Schlager "Stille Nacht - Heilige Nacht" könnte man ein Jubiläum unterstellen. Ein 190er würde dabei herauskommen, behandelt man den Text von Joseph Mohr, der 1816 entstand, einmal isoliert von der erst zwei Jahre später nachgelieferten Melodie. Die Dachmarke "Salzburger Land" tut dies jedenfalls in Form einer thematischen Regionalisierung, die als "Stille-Nacht-Land-Salzburg" daherkommt und sechs Gemeinden umfasst.

Stille als Souvenir

Dass in Oberndorf, wo das Lied 1818 in der Schifferkirche St. Nikolaus uraufgeführt wurde, allerdings längst kaum mehr stille Nächte herrschen, ist wohl auch klar. Japanische Reisegruppen stürmen den in 30 Minuten mit der Regionalbahn von Salzburg erreichbaren Souvenirshop, wo es die Gedächtniskapelle auch in miniaturisierter Form gibt, sollten sich die wenigen Schritte auf den Hügel bis zum Original nicht mehr ausgehen. Nach der ursprünglichen St. Nikolauskirche braucht man erst gar nicht zu suchen, die musste nämlich bereits vor langer Zeit abgerissen werden.

Wahrscheinlich sollte man sich also tatsächlich etwas mehr für die textuelle Heimat des Lieds interessieren. Wagrain nämlich, wo Joseph Mohr die meiste Zeit lebte, liegt schon alleine aus diesem Grund auf der Stillen-Nacht-Tour und bietet bei einem recht kurzen Spaziergang die Möglichkeit, etwas mehr über das Lied zu erfahren. Oder über die Volksschule, die noch immer steht und ja eigentlich erst von ihm gegründet wurde, als er nach Wagrain kam.

Wagrain als Stützpunkt ist aber auch deshalb nicht grundverkehrt, weil der Nostalgie-Trip noch von ganz anderer Seite bedient wird. Zwar in recht lauter Ausprägung beim Nostalgierennen am 11. März, wo der Knickerbocker und dem Telemarkstil in Eventform gehuldigt wird, aber schön altmodisch schaut es jedenfalls aus. Zusammen mit allen anderen Events, die Wagrain zu dem machen, was es heute ist, sind stille Nächte allerdings sicher das, was die Gäste am wenigsten dort suchen.

Bewegt man sich noch etwas weiter von Oberndorf weg, in den südlichsten "Stille-Nacht"-Ort im Lungau, hat man schon ganz passable Chancen auf Ruhe. In Mariapfarr stimmt dann auch der Zusammenhang wieder, dort hat nämlich Joseph Mohr vorher gelebt und den Text zum Lied geschrieben. Das (und vieles mehr) lässt sich recht einfach im "Stille-Nacht-Museum" nachprüfen, das erst 1996 nach der endgültigen Beweisführung, wo und wann der Text entstanden ist, eingerichtet wurde.

Ruhig nachts wandern

Allerdings kommen wir der Sache mit den "Stillen Nächten" auch in puncto Wintersport hier bereits näher. Zwei Gasthöfe in Ramingstein sind es, die Häuser Durigon und Königstuhl, die hier stille Schneeschuhtouren in den Lungauer Bergen anbieten. Wer es ganz wörtlich nehmen will, probiert das einfach mitten in der Nacht. 138 ? pro Person kosten zwei Übernachtungen im einfachen, aber sympathischen Wirtshaus inklusive Halbpension, zwei Tagestouren und der Nachtwanderung mit Schneeschuhen.

Sehr entgegenkommend im Bezug auf die Nachtruhe sind freilich auch Berghütten. Die Holzblockhütten im Almdörfel von St. Margarethen, die für vier Personen ab 80 ? zu haben sind, bieten genau diese stillen Nächte, unter Tags kann es allerdings schon wieder anders aussehen: Dann schnallt man nur noch seine Skier an und befindet sich direkt auf den Pisten des eigentlich noch immer recht ruhigen Ainecks. (Sascha Aumüller/Der Standard/Printausgabe/18./19. 11. 2006)