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Kommunikationschef Lothar Lockl wird Bundesparteisekretär der Grünen.

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Klar kann man sogar Lothar Lockl aus der Ruhe bringen. Nicht mit Scherzen wie dem, dass die Parteizentrale in der Lindengasse abgebrannt ist. Oder die Grünen in Umfragen todsicher gerade dabei sind, die ÖVP zu überholen. Dazu hat der neue Parteisekretär der Grünen schon viel zu viel gesehen, rein politisch natürlich, um nicht blitzschnell wahrscheinlichen mit fiktionalem Gehalt gegenzurechnen und durch den sehr durchschnittlichen Schmähfaktor zu dividieren: "Na geh! Echt? Aber ich hätt' da etwas, das euch interessieren könnt' ..."

Und schon ist man wirklich interessiert, weil Lockl mit "euch" naturgemäß die inter-essierte Standard-Leserschaft anspricht, und hat vergessen, womit man ihn wirklich aus der Ruhe bringen wollte. Etwa mit dem Hinweis auf die letzten aktuellen Ergebnisse der Wiener Austria, der er in einer violetten Anhänglichkeit verbunden ist, die bei Grünen grundsätzlich nicht alltäglich sein kann.

Lange würde er sich zwar mit seiner Erregung nicht aufhalten, weil es ja noch anderes gibt, was uns interessieren könnte, aber immerhin. Dabei ist der am fünften Dezember 1968 geborene Wiener überhaupt kein "Warmwasservertreter", wie eine gewisse Spezies allzu aufgeregt sprudelnder Pressesprecher in der Branche leicht abfällig genannt wird. Er weiß aus seiner Zeit bei der Umweltorganisation Global 2000, wie das Inter-esse der Medien und der Öffentlichkeit geweckt, verstärkt und auf einen bestimmten Punkt fokussiert wird.

Der ausgezeichnete Schachspieler (Elo-Zahl in besten Wettkampfzeiten: 2280) war bei Global für sperrige Themen wie Europafragen und Verkehr zuständig und folgte Brigid Weinzinger nach ihrem Wechsel zu den Grünen als Sprecher. In dieser Position verinnerlichte Lockl das strategische Rüstzeug, dessen gekonnte Handhabe er bereits als einer der Organisatoren der Proteste gegen das Kraftwerk Lambach in Oberösterreich 1996 unter Beweis stellen konnte. Im Dezember 1999 kam Lockl als Kampagnenleiter zu den Grünen, zwei Jahre später beerbte er Stefan Schennach als Kommunikationschef. In dieser Funktion nahm er auch die Pressearbeit für Parteichef Alexander Van der Bellen wahr, was beiden eine Menge neuer Erfahrungen beschert haben dürfte und Lockls buddhistische Abgeklärtheit erklärt: Wer es schafft, einem Van der Bellen die Notwendigkeit nachhaltiger Medienpflege nahe zu brin-gen, den schreckt nichts mehr in diesem eiligen Geschäft.

Seine Gabe, sich gelassen auf das Wesentliche zu konzentrieren, übt Lockl dem Vernehmen nach auch als Vater aus. Julian, den Lockls Lebensgefährtin, Hohes-Haus-Moderatorin Claudia Reiterer am 24. Dezember 2004 zur Welt brachte, soll eine sehr kräftige Stimme haben. Die Violetten werden sie brauchen können. (Samo Kobenter/DER STANDARD, Printausgabe, 21.11.2006)