Hanns Koren war ein altmodischer Mensch. Zum Zeitpunkt seines Todes im Jahre 1985 hatte er sich nie um einen Führerschein beworben, war nie in ein Flugzeug gestiegen und war auch nie nach Amerika gereist.

Ihn zeichnete eine innere Mobilität aus, die ihn in den 60er-Jahren zu einem "Beweger" wandelte. "Er war neugierig, selbst auf die Gefahr hin, dass es ihn beunruhigte," schreibt Kurt Wimmer in seiner Biografie "Der Brückenbauer" (Steirische Verlagsanstalt 2006).

Koren hat, als "Kulturminister" der Steiermark, getragen von einem publizistischen Wohlwollen, das von der Kleinen Zeitung über das Landesstudio Steiermark bis zur sozialistischen Neuen Zeit reichte, die Kulturlandschaft der 60er-Jahre umgepflügt und Graz zu einem Kulturzentrum gemacht. "Heimat" war für ihn nicht "Blut und Boden", sondern offene Werkstatt.

Koren hat das "forum stadtpark" unterstützt, dessen Literaturzeitschrift "manuskripte" von Alfred Kolleritsch und Günther Waldorf gegründet und heute noch herausgegeben wird. So wurde der Einzug von Peter Handke, Wolfgang Bauer, Barbara Frischmuth und Gerhard Roth in die moderne Literatur ermöglicht. Koren hat schließlich daraus den "steirischen herbst" ermuntert, ein Avantgarde-Festival zu sein. Heftig attackiert von Rechtsradikalen und Adeligen, die den Untergang des Abendlandes fürchteten.

Mit der Dreiländer-Biennale "Trigon", besonders jener von 1967, öffnete Koren die Steiermark auch zu den teils kommunistischen Nachbarn und zur künstlerischen 68er-Bewegung. Grenzen waren für ihn nie Mauern, sondern "Hecken".

Koren wurde nach seinem Tod zum Mythos, dessen Botschaften die Sonntagsreden beherrschten. Vor allem die der ÖVP, in die ihn der "alte" Krainer geholt hatte. Die reale Politik entfernte sich von ihm. Weil sie Koren nicht wirklich begriffen hat. (Gerfried Sperl/DER STANDARD, Printausgabe, 21.11.2006)