Sandy Dillon spielt am Freitag (24.11.) bei "Blue Bird".

Foto: Blue Bird 2006
Wien - Begonnen hat es mit Fruit Tree , einem Tribute-Abend anlässlich des 30. Todestages des britischen Singer-Songwriters Nick Drake im November 2004. Für die Veranstalter des Abends war das der Anlass, um in schönster österreichischer Tradition einen Verein zu gründen: die Vienna Songwriting Association rund um den ORF-Fernsehjournalisten Klaus Totzler.

Daseinszweck des Vereins ist es, "Songwriting zu fördern und zu bewerben", wie die Homepage verrät. Dieses Unterfangen brachte in den letzten beiden Jahren eine Reihe von Konzerten hervor, und im Vorjahr wagte man sich erstmals an ein richtiges Festival: Blue Bird im Jazzclub Porgy & Bess, das mit dem Auftritt der britischen Band Flotation Toy Warning zugleich einen Konzerthöhepunkt des Vorjahres markierte.

Die Zeiten für traditionelles Songwriting sind gut. Seit einigen Jahren erlebt der (Sixties-)Folk wegen Künstlern wie dem texanischen Devendra Banhart und seinem Netzwerk eine beachtliche Renaissance, und der Übervater aller Singer-Songwriter, Bob Dylan, toppte heuer mit einem tief in der narrativen Liedkunst der 1930er und 1940er verwurzelten Album, Modern Times, sogar die US-Charts. Aktuell verneigt sich die Fachwelt vor Joanna Newsom aus San Francisco, die auf ihrem zweiten Album Ys ihr traditionelles Songwriting in neue atmosphärische Gefilde überführt.

Die Vienna Songwriting Association versucht mit dem am Donnerstag startenden zweiten Blue Bird-Festival im Wiener Porgy & Bess ein Programm zu bieten, das aus exklusiv gebuchten Acts besteht. Wobei die Association versucht, den Begriff Songwriting zeitgemäß zu untersuchen.

Ein Umstand, der das britische Elektronik-Duo Psapp ins Programm brachte, das für seine Soundtracks für TV-Serien (Nip/Tuck, Grey's Anatomy ...) sowie melancholische Knusper-Elektronik bekannt ist.

Eröffnet wird das Festival mit einem Abend, der sich ausschließlich skandinavischen Künstlern wie den traumwandlerischen Norwegern von Ai Phoenix widmet. Am Freitag wird neben der für ihren bedingungslos gegen sich selbst gerichteten, harten Folkblues bekannten US-Sängerin Sandy Dillon auch der britische Ausnahmekünstler Ed Harcourt seine Österreichpremiere geben.

Tüftler und Pop

Harcourt gilt als begnadeter, zwischen Pop und 1970er-Songwriting wandelnder Einzelgänger. Er wird nach seinem Programm auch gemeinsam mit Sandy Dillon auftreten. Am Samstag sind schließlich erwähnte Psapp zu erleben, dazu der junge französische Ambient-Folk-Tüftler Syd Matters sowie Stuart Moxham und Louis Philippe.

Moxham war einst Kopf der minimalistischen Avantgarde-Formation Young Marble Giants, die etwa von Kurt Cobain devot verehrt wurden. Zu den heimischen Songwritern bei Blue Bird zählen Son Of A Velvet Rat, Fabian Patzak, Daniel Adam Smith sowie Agnes Milewski. (Karl Fluch /DER STANDARD, Printausgabe, 22.11.2006)