Seit 1850 ist es im Schnitt um zwei Grad wärmer geworden. In den kommenden
100 Jahren werden die Wintermittel-Temperaturen in den Alpen um vier bis sechs
Grad steigen, prognostizierte der Wissenschafter. Statt Schneekristallen tanzen in
niedrigeren Lagen immer häufiger Regentropfen vom Himmel.
Die Gletscher schmelzen rasant
Eine Schnee-Garantie anzubieten, werde für Skigebiete von Jahr zu Jahr schwieriger, so Formayer. Das Problem sei aber weniger der langfristige Temperaturanstieg als zwei bis drei warme Winter in Folge. Fällt eine komplette Saison aus, könnte das den finanziellen Ruin für einen Wintersportort bedeuten, meinte er. Kritisch werde ein winterlicher Ausreißer wie der überdurchschnittlich heiße Sommer 2003 vor allem für Skigebiete, die Talabfahrten bieten, meinte er. Das Wintermittel im Osten Österreichs liege heute bereits bei knapp über Null Grad.
Seit Mitte der 19. Jahrhunderts ziehen sich die Gletscher kontinuierlich zurück. 70
bis 80 Prozent der Eis-Fläche werden bis 2050 verschwunden sein, sagte der
Wissenschafter. Alleine im Sommer 2003 - als es um vier Grad zu warm war -
schmolzen laut Schätzungen fünf bis zehn Prozent, so der Wiener Wissenschafter.
In den vergangenen 15 Jahren sei besonders im Sommer ein dramatischer
Temperaturanstieg zu bemerken gewesen, der dem "ewigen Eis" gar nicht gut
bekomme.
Zu wenig Niederschläge
Derzeit sind 400 bis 500 Quadratkilometer in Österreich Gletscherfläche. Schrumpft diese auf unter 100 Quadratkilometer, fällt damit auch ein wichtiger Wasserspeicher für heiße Sommer weg. Inn- und Salzach-Zubringer könnten austrocknen, inneralpine Trockentäler "verdursten". Auch für Schneekanonen wäre weniger Wasser da. Das "ewige Eis" vor der Sonne mit Planen zu schützen - was in Österreich derzeit auf vier bis fünf Hektar gemacht werde - sei zu kostspielig und könne lediglich über ein paar Jahre eine Lösung sein, meinte Formayer.
Neben zu hohen Temperaturen gehört auch Niederschlagmangel zu den
"natürlichen" Feinden der weißen Pracht. Statt im Sommer soll künftig der Großteil
im Winter fallen. Damit werden die Schneemengen - dort wo es kalt genug ist -
sogar noch ansteigen, sagte der Forscher. Trockene, sommerliche
Schönwetterperioden sollen im Gegenzug länger anhalten. Für die Vegetation
habe diese Verlagerung, mit der bereits in den kommenden Dekaden zu rechnen
sei, dramatische Folgen. Problematisch könne es vor allem für den Osten
Österreichs und Trockentäler werden.
Skifahren wird zum Luxus
Zu einer Gefahr wird sich auch loses Geröll unter den Gletschern entwickeln, das lediglich von dem Eis zusammengehalten wird. Tauen die gefrorenen Felsen auf, stürzen sie ab. "Das wird solange anhalten, bis der Permafrost (Dauerfrostböden, Anm.) weg ist", meinte der Wissenschafter. Bis ein Gebirge wie das Matterhorn gänzlich aufgetaut ist, dürfte es aber noch Jahrhunderte dauern. Auch das "Gesicht" der Alpen dürfte sich somit verändern.