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Die steirische SPÖ prüft ein Verbot schlagender Burschenschaften.

foto: apa/pfarrhofer
Graz/Wien – Die im Internet und TV veröffentlichten Bilder blutender Jugendlicher in einem Keller in Knittelfeld, die sich im rituellen Fechtkampf verletzt hatten, lösten in der Steiermark einen politischen Nachdenkprozess aus.

Die SPÖ will das seit Jahrhunderten von schlagenden Burschenschaften praktizierte, meist blutig endende Mensuren-Fechten nun verbieten lassen. Zumindest für Jugendliche, die sich in Pennälerverbindungen "schlagen". Die Sozialdemokraten, animiert von ihrem Jugendsprecher Johannes Schwarz, formulierten einen Antrag an die Landesregierung, sie möge im Bund ein Verbot von Mensuren, vordringlich um Minderjährige zu schützen, erwirken. SPÖ-Landtagsklubchef Walter Kröpfl zum STANDARD: "Ich war bestürzt und betroffen, als ich diese Bilder gesehen habe. Hier muss die Gesellschaft einschreiten und die Jugendlichen schützen."

Rechtlich ist das blutige Fechten durchaus erlaubt. Der Leiter der Staatsanwaltschaft Leoben, Peter Hödl, wies im STANDARD-Gespräch auf die strafrechtlichen Möglichkeiten der "freiwilligen Eigenverletzung" hin. Das gelte auch für Jugendliche, die wie Volljährige das Recht hätten, über ihren Körper zu verfügen. Ein zentraler Punkt sei auch, dass Mensuren "nicht gegen die guten Sitten verstoßen". Diese "guten Sitten" seien nicht verletzt, da es sich um ein gesellschaftlich akzeptiertes Ritual handle und daher auch nicht strafrechtlich relevant sei. Hier will Politiker Kröpfl nun ansetzen.

Blutige Mensuren sollen als "sittenwidrig" erklärt und damit auch verfolgt werden könne. Der Strafrechtler Peter Schick von der Uni Graz sieht darin tatsächlich eine Möglichkeit, Mensuren zu verbieten. Wenn das Parlament mehrheitlich befindet, dass eine studentische Mensur nicht den guten Sitten entspricht, wären damit Mensuren verboten, argumentiert Schick. Verfassungsexperte Heinz Mayer glaubt , dass im Grunde bereits das Jugendschutzgesetz ausreichen könnte, um "schlagende" Vereine auflösen zu können.

Piercing verfolgen

Wie Kröpfl sieht Mayer nicht nur die Mensuren, sondern auch Extremformen des Piercings für strafrechtlich problematisch. Mayer: "Extrempiercing sehe ich durchaus als Problem, zumal dies auch eine Art Körperverletzung darstellt." SP-Politiker Kröpfl: "Auch dieses Problem müsste man sich anschauen." (Walter Müller/DER STANDARD, Printausgabe, 1. Dezember 2006)