Foto: Michaela Mandel
Gerd Braun möchte wissen, welches Verhältnis Mozart zur Architektur hatte.
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Obwohl Mozart während seiner ausgedehnten Reisen durch halb Europa jede Menge bedeutender Baudenkmäler gesehen hat, scheinen ihn diese Sehenswürdigkeiten nicht besonders interessiert zu haben. In seinen Briefen finden sich jedenfalls weder über das Schloss Versailles noch über den Petersdom oder den Tower of London irgendwelche Bemerkungen. Selbst als er mit seinem Vater die berühmten Ausgrabungen von Pompeji und Herculaneum in der Nähe von Neapel besuchte, fielen ihm dazu lediglich ein paar Formulierungen "auf Soisburgarisch" ein. An seine Schwester schrieb er: "Heunt raucht der Vesuvius starck, poz bliz und ka nent aini. wia sand got lob gsund, da Voda und i."

Im Gegensatz zu seinem Sohn faszinierten "Voda" Leopold Mozart solche Sehenswürdigkeiten aber sehr wohl, und vom Vesuv nahm er nicht nur einen Lavastein als Souvenir mit nach Salzburg, sondern kaufte auch Kupferstiche mit Ansichten von Landschaften und Gebäuden. Und über Florenz schrieb er an seine Frau: "Ich wünschte, daß du Florenz selbst und die ganze gegend und Lage dieser Statt sehen solltest, du würdest sagen, daß man hier leben und sterben soll." Wolfgang hingegen empfand Italien in erster Linie als "Schlafland" und Neapel und Rom als "zwey Schlaffstätte".

Aber Mozart wäre nicht Mozart, wenn er sich über die Baukunst nicht auch lustig gemacht hätte. So heißt es in einem Brief aus München vom 30. September 1777 an seine Schwester:

"einer bauete hier ein haus und schrieb darauf:/ Das bauen ist eine grosse lust,/ das so viell kost, hab ich nicht g'wust./ Über nacht schrieb ihm einer darunter:/

und das es so viell kosten thut,/ hättst wissen solln, du fozenhut."

Wie wenig Mozart von "Baukünstlern" hielt, zeigt auch eine Äußerung vom Oktober 1782, die sich in einem Brief an die Baronin von Waldstätten findet: "mich reuet es auch oft daß ich nicht anstatt der Musik die Baukunst erlernt habe, denn ich habe öfters gehört daß derjenige der beste Baumeister sey, dem nichts einfällt." (ALBUM/ DER STANDARD, Printausgabe, 2./3.12.2006)