"Tag des Herrn", 11.00 Uhr: Menschen, die statt dem Kirchgang die Wohnung putzten und nebenbei den ORF laufen ließen, bekamen Kardinal Schönborn vorgesetzt. Der Kirchenmann sagte in dieser einen Stunde zur Einleitung seiner Ausführungen stets den folgenden Satz: "Ich als Vertreter der Kirche habe mich grundsätzlich zu politischen Belangen nicht zu äußern, aber ..."

Und dann äußerte er sich doch. Zur ÖVP, zur Grundsicherung, zur Schul- und "Schuldenpolitik" bis zum EU-Beitritt der Türkei. Was besonders hängen blieb: Schönborn kritisierte auch, dass sich Österreich seine Neutralität zu wenig kosten lasse. Dieser Sager fiel während einer Debatte über die Eurofighter. Traf da ein Mann des Friedens über den Umweg eines Gleichnisses eine Typenentscheidung für den teureren Abfangjäger, oder wie war das zu verstehen? War das der himmlische Segen für den schwarz-orangen Flieger? Egal. Staubsauger an.

Egal? Nein, nicht egal. Staubsauger aus, Computer trotz "am siebten Tage sollst du ruhen" an. Erstens: Als Vertreter der Kirche hat sich Schönborn nicht zur Tagespolitik zu äußern, ohne wenn und aber. Die ÖVP soll sich selbst um die (Luftraum-)Verteidigung ihrer Politik kümmern. Zweitens: Der ORF soll doch bitte Politiker zur Tagespolitik befragen und Glaubensvertreter nicht von ihrer eigentlichen Arbeit – der Predigt zu ihren dafür zahlenden Gläubigen – abhalten. Dass es die Vermengung zwischen Kirche und Politik immer noch gibt, ist schlimm. Umso schlimmer ist es, dass sie medial weiter gefördert wird. ( Rainer Schüller )