Eine Sitzung unter der Schirmherrschaft des damaligen österreichischen Sozialministers Anton Proksch am 5. Dezember 1956 wurde zum Geburtsort für das "Genesungsheims Kalksburg" in Wien-Liesing. 50 Jahre später feiert die nach ihm benannte größte Suchtklinik Europas heute, Mittwoch, mit einem Festakt ihr erfolgreiches Bestehen. Mit dem Credo "der Mensch ist ein Gesamtkunstwerk" gilt das Anton-Proksch-Institut als Vorreiter in der Behandlung von Alkohol- und Drogensucht.

"Verein Trinkerheilstätte"

Der Weg zu den wegweisenden Behandlungen gestaltete sich aber nicht einfach: Bereits 1953 richtete der Psychiater und spätere Leiter des Instituts, Univ.-Prof. Dr. Hans Hoff, ein Schreiben an die Österreichische Gesellschaft für Psychische Hygiene. Er wollte den "Verein Trinkerheilstätte" gründen, heißt es in der Aufzeichnungen des Institutes. Ein Antrag auf Kostenübernahme wird vom Hauptverband der Österreichischen Sozialversicherung drei Jahre später mit folgender Begründung abgelehnt: "Der Alkoholismus ist keine Krankheit, sondern eine Willensschwäche, die durch geeignete Erziehungsmaßnahmen beeinflusst und beseitigt werden könne, die aber einer ärztlichen Behandlung nicht bedarf."

"Genesungsheim Kalksburg"

Hoff konnte aber im selben Jahr die Zustimmung von Proksch gewinnen, die Errichtung der Suchtklinik war damit gesichert. Unter den Gründungsmitgliedern der "Stiftung Genesungsheim" befanden sich unter anderem der damalige Wiener Erzbischof und spätere Kardinal Franz König sowie der spätere Bundespräsident Franz Jonas, zu jener Zeit Wiener Bürgermeister. 1961 wurde das Anton-Proksch-Institut unter dem Namen "Genesungsheim Kalksburg" mit 65 Betten für Männer in Betrieb genommen. Zum ersten Team zählten 19 Mitarbeiter, darunter zwei Ärzte und vier Krankenschwestern. Die offizielle Eröffnung nahm der damalige Bundespräsident Adolf Schärf im Mai vor.

Umbenennung in Anton-Proksch-Institut"

Die Suchtklinik konnte sich damals eine entscheidende Wende in der Behandlung von Alkoholkranken und Medikamentenabhängigen an die Fahnen heften. Grund dafür war die Entwicklung eines Behandlungskonzepts in drei Schritten: freiwillige Aufnahme, Behandlung innerhalb einer therapeutischen Gemeinschaft sowie ambulante Nachbehandlung. Im Laufe der Jahre wurde das Institut unter anderem um eine Suchtforschungsstelle des Ludwig-Boltzmann-Instituts und eine Ausbildungsstelle für Psychologen erweitert. Nach dem Tod von Anton Proksch (1975) folgte die Umbenennung des "Genesungsheims Kalksburg" in "Anton-Proksch-Institut".

Jahresbudget von 13 Millionen Euro

Heute werden unter dem ärztlichen Leiter Univ.-Prof. Dr. Michael Musalek Alkohol-, Medikamenten- und Drogenabhängigkeit, aber auch auch Spiel-, Internet-, Kaufsucht und Ähnliches behandelt und erforscht. Mit einem Jahresbudget von 13 Millionen Euro werden unter anderem 220 Mitarbeiter, darunter 26 Ärzte, 17 Psychologen sowie 40 Krankenpfleger beschäftigt. Das therapeutische Personal, wie zum Beispiel Physiotherapeuten oder Sozialarbeiter, umfasst 131 Personen.

Auf drei Abteilungen für Männer und Frauen gibt es rund 266 Betten, die Drogenabteilung mit Entzugs-, Kurzzeit- und Langzeittherapiestation wird mit 43 Betten ausgewiesen. In den vergangenen 50 Jahren wurden rund 70.000 PatientInnen stationär auf den Alkoholabteilungen und 4.500 stationär auf den Drogenabteilungen behandelt. Ambulant konnte das Anton-Proksch-Institut 210.000 Personen helfen. Neben der Haupteinrichtung in Wien-Liesing gibt es vier Ambulanzen in Wiener Neustadt, Neunkirchen, Baden und St. Pölten, sie können jährlich rund 30.000 ambulante Kontakte vorweisen. (APA)