"Es ist in etwa so, als wolle man mit einem Strohhalm Erbsen essen", erklärte Projektleiter Harald Krenn. Schmetterlinge besitzen nämlich zur Nahrungsaufnahme durchwegs einen extrem feinen Saugrüssel, womit die überwiegende Anzahl der Arten ausschließlich flüssige Nahrung in Form von Blütennektar aufnimmt. Dass der Heliconius-Falter da von der üblichen Linie ausschert, interessiert die Evolutionsforscher.
Trickreiches Pollen schlürfen
Klar, Erbsen gehen nicht durch einen Strohhalm, aber der Falter arbeitet ja auch mit einem Trick, so Krenn weiter. Die Pollen werden nämlich außen am Rüssel verdaut, die wertvollen Inhaltsstoffe wie Stickstoffverbindungen verflüssigt und dann aufgesaugt. So haben sich die Falter eine Nahrungsquelle erschlossen, die ihnen enorme Vorteile gegenüber der sich ausschließlich flüssig ernährenden Konkurrenz bringt. So produzieren sie nachweislich mehr Eier, schützen sich durch giftige Körpersubstanzen vor Feinden und leben auch wesentlich länger als andere Falter.
Doch noch sind die genauen Mechanismen nicht geklärt, wie die Heliconius-Falter die Nährstoffe aus den Pollenkörnern extrahieren. "Pollen sind nämlich sehr widerstandsfähige Gebilde", so Krenn. Laut einer Hypothese verwendet der Schmetterling dazu speziellen Speichel, der ursprünglich zum Putzen eingesetzt wurde. Unklar ist aber auch, welche Pflanzen als Pollenlieferanten dienen können. Unter anderem in Experimenten in La Gamba soll den offenen Fragen nun auf den Grund gegangen werden.
"Regenwald der Österreicher"
Die Station in La Gamba wurde 1993 gegründet und seither vom Verein "Regenwald der Österreicher" verwaltet. Mit 1. Dezember hat nun der der Universität Wien nahe stehende "Verein zur Förderung der Tropenstation La Gamba" das Management übernommen. Die Station wird in erster Linie von Wissenschaftern und Studenten zu Forschungszwecken genutzt, so entstanden seit der Gründung rund 60 Diplomarbeiten und Dissertationen.